Von Mitte nach Mallorca: Berlins bekanntestes Café gibt es jetzt auf der Insel
Auch auf der Lieblingsinsel der Deutschen gibt’s nun eine Filiale von The Barn. In Berlin war das Unternehmen zwischenzeitlich nicht unumstritten.

Es wäre wohl vermessen, zu schreiben, dass man richtig guten Kaffee bisher eher nicht auf Mallorca vermutet hätte. Dass man bei der Deutschen liebsten Insel vielmehr an eimerweise Sangria und Bier in rauen Mengen denkt. Dabei „hat Mallorca ja auch total schöne Ecken“, wie ein Bonmot begeisterter Inselurlauberinnen und Inselurlauber zu berichten weiß; Mallorca kann viel mehr als Schunkelmusik und Schinkenstraße – gerade auch kulinarisch.
Sämtliche Restbedenken, was den hochwertigen Kaffeegenuss im mediterranen Urlaubsparadies angeht, sollen jetzt jedenfalls beiseitegefegt werden: The Barn hat seine erste Filiale auf der Baleareninsel eröffnet. Seit wenigen Tagen betreibt die Berliner Spezialitätenrösterei einen eigenen Laden in der Straße Costa D’en Brossa 5 in Palma, nur wenige Gehminuten vom hübschen Plaça de Cort der mallorquinischen Hauptstadt entfernt.
„In Spanien hat sich der Markt für qualitative Kaffeespezialitäten in den vergangenen fünf Jahren extrem positiv entwickelt“, sagt The-Barn-Gründer Ralf Rüller. „Gerade in Palma hat sich wahnsinnig viel getan, da gibt es mittlerweile schon vier, fünf tolle Cafés.“ Demnach sei im Land des Cortado und Café con leche jüngst eine Szene entstanden, die sich verstärkt für feine Bohnenspezialitäten und hochwertigen Kaffeegenuss interessiere. Ein guter Ort für Rüller und sein Team, „schließlich haben wir uns schon immer als Pioniere der ‚Dritten Kaffeewelle‘ verstanden.“

Auch im Englischen als „third wave of coffee“ bekannt, beschreibt der Begriff eine Konsumhaltung gegenüber dem Kaffee – er soll nicht mehr nur als aufputschendes Heißgetränk verstanden werden, das morgens hastig hinuntergekippt wird, sondern als hochqualitatives Genussmittel. Ähnliche Entwicklungen kennt man ja aus dem Bereich der Spirituosen, von Schokoladen oder Bieren: Wie bei den anderen Beispielen ist um die Jahrtausendwende auch in Bezug auf den Kaffee ein neues Bewusstsein entstanden; die „Dritte Kaffeewelle“ hat junge, inhabergeführte Kaffeeröstereien angespült, vergleichbar mit hippen Brauereien von Craft Beer oder kleinen Anbietern von super-duper-fairen Schokoladen.
Mehr als 80 Prozent unserer in Berlin gerösteten Kaffeebohnen exportieren wir allerdings ins Ausland.
Wie sich das im Bereich des Kaffees ausdrückt, kann man hören, wenn man mit Ralf Rüller spricht: Wie ein Sommelier schwärmt er von seinem Lieblingsgetränk, spricht von „klaren Tassenprofilen“, „Mundgefühlen“ und „Geschmackskörpern“. Tatsächlich gilt seine Firma The Barn als ein Vorreiter dieser Entwicklung in Deutschland. 2010 gründete Rüller sein Unternehmen mit einem ersten Café in Mitte – mittlerweile betreibt er zehn Filialen in Berlin.

„Mehr als 80 Prozent unserer in Berlin gerösteten Kaffeebohnen exportieren wir allerdings ins Ausland“, so der Chef, darunter Fair-Trade-Sorten wie „La Colina“ aus Guatemala, „Nano Challa“ aus Äthiopien oder der kolumbianische „Juan Martin Arara“. Alle Farmer, mit denen man eng zusammenarbeite, würden demnach überdurchschnittlich gut entlohnt. „Wir bewegen uns immer ganz eng am Ursprung unseres Produktes“, so Rüller, „das ist entscheidend für unseren Erfolg.“ Bohnen von The Barn gingen sowohl per Onlinebestellung an Privathaushalte in rund 80 Ländern als auch an Café-Partner in der ganzen Welt.
Wir wollen in unseren Cafés einfach keine Wagenburgen haben, wo es dann kein Durchkommen mehr gibt.
In Berlin ist The Barn längst eine Instanz, die zum Beispiel auch das legendäre Café Kranzler am Kurfürstendamm oder das Weinhaus Huth am Potsdamer Platz übernommen hat, um dort eigene Filialen zu installieren. Ganz ohne Brüche liest sich aber auch diese Erfolgsgeschichte nicht: Vor einigen Jahren standen Rüller und sein Unternehmen für die Regel, in den eigenen Cafés keine Kinderwägen zu dulden, in der Kritik. Damals ging es – wen wundert’s – vor allem um eine Filiale in Prenzlauer Berg. „Wir wollen in unseren Cafés einfach keine Wagenburgen haben, wo es dann kein Durchkommen mehr gibt“, erklärt Rüller nun. „Uns ging es immer um einen Respekt, auch unseren anderen Gästen gegenüber.“

Einen rechten Schaden wollte die Beliebtheit von The Barn an dieser Episode ohnehin nicht nehmen – Rüller spricht gar von einer Stärkung, die seine Marke durch den Eklat erfahren habe. „Es gibt ja immer auch Gegenmeinungen, in diesem Falle solche, die sich über zu viele Kinderwagen in ihrem Lieblingscafé auch ärgern“, sagt er. „Wir beweisen mit unseren Hausregeln, zu denen etwa auch gehört, dass wir keine Milch in unseren Filterkaffee geben, eine Haltung.“ Das gefalle den Kundinnen und Kunden. Bei The Barn standen jedenfalls auch nach der Geschichte mit den Kinderwagen, die deutschlandweit von Medien aufgegriffen wurde, die Zeichen weiter auf Wachstum.
Denn das Café in der Altstadt von Palma de Mallorca, ausgestattet mit modularen Würfeln, die den rustikalen Stil der Rösterei weiterführen, ist eben nicht die erste Filiale, die das Unternehmen außerhalb Deutschlands eröffnet: Seit 2021 hat auch Dubai seinen eigenen The-Barn-Laden; im Park Al Khazzan mitten in der Wüstenmetropole kann seitdem Berliner Kaffee geschlürft oder Kuchen gegessen werden, der auf deutschen Rezeptbüchern basiert.
„Dubai ist unser stärkster Markt im Wholesale-Bereich, also war uns damals klar, dass wir dort ein Café eröffnen wollen“, sagt Rüller. Das Geschäft laufe überaus gut, einen ähnlichen Erfolg wünsche man sich künftig auch in Südkorea, wo in den kommenden Monaten eine weitere The-Barn-Filiale eröffnen soll. Genau wie auf Mallorca, wo die Gäste übrigens noch einen echten Klassiker der deutschen Hauptstadt serviert bekommen: das „Cold Brew Berliner Weisse Beer“ von The Barn. Ein bisschen Bier geht auf Mallorca ja bekanntlich immer.