Warum ich den Bodenvögeln nicht traue

Mittlerweile türmen sich hierzulande die tierischen Delikatessen.

Berlin-Ein guter Bekannter war kürzlich in einem Lokal der etwas höheren Gastronomie eingeladen. Es war gemütlich, nicht so voll und der Wein war erlesen, erzählte er als wir uns bei Konopke auf eine Currywurst trafen. Er schwärmte von seinem Besuch und bedauerte immer wieder, dass er nicht so viel Gehalt bekomme, um mit solchen Speisen seinen Gaumen regelmäßig zu entzücken.  

Eine Wachtel. Sie lebt bis zu fünf Jahren. Ihr Fleisch gilt als Delikatesse.
Eine Wachtel. Sie lebt bis zu fünf Jahren. Ihr Fleisch gilt als Delikatesse.

Er redete von weißen Trüffeln, Filets vom Hasen und in Rotwein geschmorten Ochsenbäckchen. Er entschied sich schweren Herzens für Wachteln, die der Koch in Brandy und Sherry geschmort hatte. Umso mehr er davon redete, desto feuchter wurden unsere neidischen Zungen.

Es war schwer für ihn, sich auf die Currywurst am Imbiss zu konzentrieren. Obwohl sie ebenfalls ein kulinarischer Höhepunkt der Stadt ist. Er gab also Wachteln. Haben Sie schon einmal Wachteln zu sich genommen? Ich nicht. Nicht, weil sie so klein sind. Ich trau dem Getier nicht. Irgendwann hatte ich gelesen, dass die Bodenvögel Pflanzen fressen, die giftig für uns Menschen sein können, den Wachteln aber nicht schaden.

Gibt es Currywurst aus Wachtelfleisch?

Von Muskelschmerz und Verdauungsstörungen war die Rede. Das hatte mich immer vom Verzehr der Vögel abgehalten. Egal, diesmal sollten es Wachteln sein. Doch in den vergangenen Tagen änderte sich unser Kochvorhaben. Der Grund: Der Tierschutz siegte über unsere Fresslust.

Wir hatten aus der Tiersammelstelle erfahren, dass in Rudow ein Karton entdeckt wurde. Darin befanden sich mehrere lebende Wachteln. Einfach so ausgesetzt. Auch ein Bild hatten die Tierschützer von einem dieser Vögel veröffentlicht. Obwohl wir nicht zu den fanatischen Tierschützern gehören, tat uns das Federvieh leid.

Also entschieden wir uns für ein Maishuhn, das auf französischen Boden herangewachsen war. Es war nicht besonders gut. Das lag aber mehr an unserer Zubereitung, als am Huhn selbst. Das hätte uns aber auch mit Wachteln passieren können.

An jenem Abend sprachen wir noch einmal über das gefundene Geflügel in Rudow. Wer weiß, was aus den Wachteln geworden ist. Vielleicht haben die Tiere eine Bleibe in einem Brandenburger Freigehege gefunden oder wohnen jetzt auf einem Marzahner Balkon? Gibt es eigentlich auch Currywurst aus Wachtelfleisch?