Created in Berlin : Zwei Männer mit guter Nase: das Parfum-Atelier Aer
Die Produkte von Aer treffen den Zeitgeist mit exquisiten, dabei rein pflanzlich basierten Aromen. Komponiert und angemischt in Mitte, verduften die Edel-Eaus inzwischen in die ganze Welt.

Berlin-Mitte - Wenn das Berlin von heute ein Parfum wäre, dann wohl „Accord No. 03 Ambrette“ von Aer. Es ist das cremige Tonka-Aroma mit einem Hauch von krautigem Moos und balsamischem Storax, diese Mischung aus rau und fein, süßlich und herbe, die das Eau als olfaktorisches Abbild von Berlin positioniert. Vielschichtig, anders.
Jedes der sechs Unisex-Parfums, die Duftkerzen und Home-Fragrances basieren auf Fair-Trade-angebauten botanischen Inhaltsstoffen, alles daran ist vegan und cruelty free. Keine Düfte für den schnellen Abverkauf, sondern für den nachhaltigen Genuss.

Edel, dabei eco – das ist ein Konzept, dem viele Restaurants seit Jahren folgen. Im Beauty-Business aber war es ein Novum, als Ted Young-Ing und Stefan Kehl sich 2018 zusammentaten, um daraus eine Marke zu machen. Rein Pflanzliches in kantig coolen Glasflakons: Damit füllten sie die Lücke zwischen Luxus- und Naturprodukt.
„Die Flakons kommen aus Frankreich, die Verpackungen aus den Niederlanden, alle Inhaltsstoffe werden nachhaltig angebaut“, erzählt Young-Ing, der zuvor als Artdirector für Gucci und Habitat tätig war und jetzt als Creative Director fungiert. Abgefüllt wird in ihrem Altbau-Atelier in Mitte, von hier verduften die Aer-Parfums in den Pariser Dover Street Market oder ins Soho Farmhouse nach Oxfordshire, in eine der vier Berliner Verkaufsstellen oder via Online-Shop zu Kunden auf allen Kontinenten.

„Wir wollten nicht die üblichen Rosen-Lavendel-Neroli-Öle, sondern ein natürliches, dabei modernes Parfum“, erklärt Young-Ing. Die Aer-Visualität mit strengen Geometrie-Formen und schwarz-weißen Etiketten prägt vor allem er. Sein Geschäftspartner, Stefan Kehl, aufgewachsen im Schwarzwald und zuvor ein vielgereister Hair-und-Make-up-Artist, ist die „Nase“ von Aer. Kehl studierte „Natural Perfuming“ in London und belegte Kurse der renommierten ISIPCA-Schule bei Paris, bevor er mit dem Mischen anfing.
„Im Grunde machen wir alles anders als die großen Dufthäuser. Wir sind völlig unabhängig von der gängigen Auffassung, wie ein Parfum zu sein hat, der Idee von synthetischen Inhaltsstoffen und Strukturen“, erklärt Ted Young-Ing. Berlin sei genau der richtige Ort für ihre Experimente: „Es ist das Kreativzentrum Europas und damit Nabel einer Parfum-Renaissance. Hier sammeln sich gerade viele Parfumeure und definieren den Nischen-Duftmarkt neu.“

Kehl und Young-Ing treiben diese Entwickelung mit an. Ihre Parfumeur-Workshops mussten zwar während des Lockdowns pausieren, aber im September geht es wieder los. Dann erklären sie erneut den Aufbau von Akkorden und das Abmischen der natürlichen Aromen vor Profis und wissbegierigen Laien, die sich nicht irgendwas auf ihre Haut sprühen wollen.
Weitere Aer-Parfums liegen erst mal nicht in der Luft. Dafür gehört nun auch duftendes Desinfektionsmittel zum Sortiment. Im September wird eine neue Seife lanciert, exklusiv kreiert für die St.-Oberholz-Cafés; auch eine limitierte Duftkerze soll noch vor Weihnachten kommen. Eines steht jetzt schon fest: Das Aer-Duo wird alles tun, damit sie ein echter Dauerbrenner wird.
Onlineshop und POS unter aerscents.com. In Berlin etwa in der Saint Charles Apotheke, Pariser Straße 20, bei Trüffelschwein, Rosa-Luxemburg-Straße 21 und im The Store des Soho House, Torstraße 1.