Streit um Gedenktafel, die den Namen der Straße erklärt: Spanische Allee - ein quälendes Erbe
Der Name der Straße in Berlin-Zehlendorf klingt harmlos: Spanische Allee. Doch die Trasse zwischen Avus und Potsdamer Chaussee erhielt ihren Namen im Jahr 1939 von den Nazis. Sie ehrten damit die berüchtigte "Legion Condor". Für die Bezirkspolitik ist dies ein quälendes Erbe."Die Straße hat eine Geschichte, die kaum jemand kennt", sagt Klaus-Peter Laschinsky, Fraktionschef der SPD in Zehlendorf. Mit dem Namen Spanische Allee feierte das Hitler-Regimeie Nazis im Jahr 1939 die Rückkehr der "Legion Condor" aus dem Spanischen Bürgerkrieg. Die Elitetruppe Görings hatte am 26. April 1937 die baskische Stadt Guernica dem Erdboden gleichgemacht. 60 Jahre nach dem nationalsozialistischen Verbrechen entbrennt im Bezirk ein Streit um den Umgang mit deutscher Geschichte. Die SPD, die Bündnisgrünen und die Wählergemeinschaft Unabhängiger Bürger (WUB) will an der Spanischen Allee/Ecke Wasgenstraße eine Gedenktafel anbringen lassen. "Darauf soll kurz der Hintergrund des Namens Spanische Allee erläutert werden", so Laschinsky. Die Kreuzung habe man ausgewählt, weil in der Nähe mehrere Schulen seien und junge Menschen sensibel auf Geschichte reagierten. Der Antrag für die Gedenktafel schmort seit Wochen. Im Kulturausschuß wurde er mit CDU-Mehrheit abgeschmettert, und auch bei der nächsten Lesung in der Bezirksverordnetenversammlung im Mai hat er kaum Aussicht auf Erfolg: Die CDU-Fraktion, die mit 24 Sitzen die Mehrheit in der BVV hält, lehnt diese Art von Gedenken ab. Fraktionschef Werner Platzek: "Wer eine Gedenktafel will, kann sie privat aufstellen lassen. Mit uns wird es in der Spanischen Allee keine Tafeln irgendwelcher Art geben." Dieser Umgang mit Geschichte, das befindet auch CDU-Bürgermeister Klaus Eichstädt, habe nur eine Alibi-Funktion und werde dem Umgang mit Tätern und Opfern nicht gerecht. Die CDU stört sich zudem an den Maßen des Schildes: Mit 50 x 70 Zentimeter sei es viel zu groß.Alles vorgeschobene Argumente, bemängelt SPD-Mann Laschinsky. Die bittere Wahrheit sei, daß die CDU auch 60 Jahre nach Guernica ein Gedenken daran einfach nicht wolle. Laschinsky spricht von einem spürbaren Rechtsruck in den Reihen der Zehlendorfer Christdemokraten und befürchtet, daß der Bezirk "mit der ganzen Diskussion in ein ziehmlich schiefes Licht gerät". Kritik an der CDU-Verweigerung kommt auch von der Kichengemeinde Schlachtensee. Gisela Krehnke, Vorsitzende der Kreissynode, ist überzeugt, daß ein Nachdenken über Straßennamen auch im Westteil der Stadt dringend notwendig ist. Bis auf wenige Ausnahmen habe sie noch keine negative Reaktion von Anwohnern auf eine mögliche Gedenktafel erfahren. +++