Studie zur Einheit: Flächendeckende Angleichung zwischen Ost und West noch nicht erreicht
Auch knapp 25 Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es gravierende Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. Das ist das Ergebnis einer am Mittwoch präsentierten Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung und gilt sowohl für das, was die Bewohner beider Landesteile übereinander denken, als auch für die materielle Situation.
Einer von dem Institut in Auftrag gegebenen Umfrage zufolge sieht fast die Hälfte der Deutschen Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen. So nimmt gut ein Drittel derjenigen Ostdeutschen, die generelle Unterschiede nicht abstreiten, die Westdeutschen als arrogant wahr. Die Westdeutschen ihrerseits empfinden die Ostdeutschen teilweise als unzufrieden. Gemeinsam sind Ost- und Westbürger der Auffassung, dass die jeweils anderen besserwisserisch seien.
Die Studie geht der Frage nach, wie das vereinte Deutschland im vergangenen Vierteljahrhundert zusammengewachsen ist. Darin heißt es: „Kein Zusammenschluss einst getrennter Staaten mit derartig unterschiedlichen politischen Systemen hat je so reibungslos geklappt.“ Trotz der Transferleistungen in Höhe von zwei Billionen Euro von West nach Ost stehe Deutschland noch immer als stärkste Volkswirtschaft Europas da.
Gemischte Bilanz
Im Übrigen gebe es „zwar ein paar blühende Landschaften“, heißt es weiter. Von einer flächendeckenden Angleichung zwischen Ost und West könne aber keine Rede sein, da der Osten wirtschaftlich enorm hinterherhinke und es dabei bleiben werde. Schließlich sei die Einheit in Ost und West sehr unterschiedlich erlebt worden, schreiben die Autoren. Während sich für Westdeutschland seit 1989 wenig verändert habe, habe der Osten den größten Gewinn davongetragen, „aber auch den härteren Teil des Einheitsprozesses“ erlebt.
Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Arnold Vaatz, sagte der Berliner Zeitung zu der Studie: „Das ist eine gemischte Bilanz. Aber sie ist keineswegs entmutigend. Wir haben einen gewissen Gesundungsprozess und eine Normalisierung.“ Im Großen und Ganzen sei es vorwärts gegangen in Ostdeutschland. „Viele junge Ostdeutsche kommen auch wieder zurück.“ Und dass die Ostdeutschen etwa bei den Vermögen schlechter dastünden, habe mit ihrer schlechteren Startposition zu tun.
Der Vizechef der Linksfraktion, Dietmar Bartsch, erklärte: „Die Studie bestätigt, dass die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse Aufgabe bleibt. Vielleicht ist es bei der einen oder anderen Frage gut, wenn sich der Westen an den Osten angleicht.“