Südlich von Berlin wird die Schlüsselszene des Stauffenberg-Films gedreht: Hitlers "Wolfsschanze" im Kiefernwald
KLEIN KÖRIS. Hitlers Hauptquartier "Wolfsschanze" wird gerade in einem Wald südlich von Berlin wieder aufgebaut. Aber dieses Mal besteht die große Bunkeranlage nur aus Gerüsten, Holz und grau bemalter Pappe. In dem entlegenen Kieferwald, fünf Kilometer von Klein Köris (Dahme-Spreewald) gelegen, soll die Schlüsselszene des Stauffenberg-Filmes "Valkyrie" mit dem wegen seiner Scientology-Kontakte umstrittenen Tom Cruise in der Hauptrolle spielen: Das Attentat auf Hitler, ausgeführt am 20. Juli 1944 durch Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg, indem er bei einer militärischen Lagebesprechung mit Hitler eine Bombe unter dem Tisch deponierte.Die Baumaßnahmen werden von Studio Babelsberg streng geheim gehalten: Schon zweieinhalb Kilometer vor Hitlers Papp-Quartier ist die alte Panzerstraße, die durch den Wald führt, gesperrt. Ein junger Typ bewacht eine Sperrschranke des Berliner Bloc Inc. Filmservice, damit kein Unbeteiligter hier durchfährt. Hin und wieder patrouillieren Schutzpolizisten - gleich drei Beamte in einem Streifenwagen wollen auch mal einen Hauch von Hollywood spüren. Dahinter geht es dann auf der an streckenweise eigens frisch geteerten Panzerstraße weiter bis zu jenem Kieferwald, der weiträumig mit schwarz-gelbem Flatterband abgesperrt ist. Hier verwehren Wachschützer der Firma WSG Security den Zutritt. Mitten im Wald sind einige Bäume gefällt worden, werkeln die Kulissenbauer von Studio Babelsberg und andere Handwerker an der "Wolfsschanze". Gerüste halten breite Holzplatten, die dann mit grau bemalter Pappe zugehangen werden - so entsteht die verstörende Illusion eines dreigeschossigen Betonbunkers.Das Waldgebiet ist in Bundesbesitz und vor Beginn des Kulissenbaus weiträumig nach Weltkriegsmunition und Blindgängern untersucht worden. Denn ringsum in den Wäldern bei Halbe tobte im April 1945 eine blutige Kesselschlacht. Sinnloserweise mussten hier deutsche Einheiten noch kurz vor Kriegsende der Sowjetarmee Paroli bieten. Mindestens 50 000 Deutsche, Rotarmisten und Zivilisten starben, jedes Jahr werden in diesen Wäldern seither menschliche Skelette, vermoderte Waffen oder auch Kochgeschirr gefunden.Das zuständige Amt Schenkenländchen hat für die Dreharbeiten eigens drei ältere Männer der freiwilligen Feuerwehr für vier Monate als Brandschützer fest angestellt. "Zuständig für den vorbeugenden Brandschutz ", bestätigt Amtsdirektor Ulrich Arnts. Die Männer sollen auch dafür sorgen, dass der "Wolfsschanzen"-Nachbau nicht Feuer fängt, wenn hier das misslungene Attentat mit viel Rauch und Feuerblitzen nachgestellt wird.Hinter dem Kiefernwald wird eine weitere Fläche nach Kriegsmunition abgesucht - hier hatte vor Kurzem der Wald gebrannt, ausgelöst durch explodierende Blindgänger. Nun soll in dieser apokalyptischen Umgebung eine Gefechtsszene des Films gedreht werden.Weitere Aufnahmen werden auf dem Studiogelände in Babelsberg und womöglich auch in einer Potsdamer Villa vorbereitet, in der einst die Bombe versteckt worden war. Das Schenkenländchen hatten Filmscouts als Kulisse ausgewählt, weil die Drehorte im Wald von Berlin, vom Flughafen Schönefeld und von Babelsberg gut über die Autobahn zu erreichen sind. Zudem lag auch die originale "Wolfsschanze" in einem Kiefernwald. Der Regisseur will es möglichst authentisch haben, heißt es. Bei Klein Köris befindet sich zudem der alte Flugplatz Löpten, auf dem ebenfalls gedreht wird. Schon jetzt ist das Areal, auf dem sich einst ein NVA-Ausweichflugplatz befand, von Sicherheitsleuten abgeschirmt. Es gibt dort nur sandige Landepisten, wie einst auf dem Flugplatz der "Wolfsschanze". Von dort ist Graf Stauffenberg seinerzeit nach Berlin geflogen, um nach dem missglückten Attentat die Putschpläne zu realisieren. Doch schon am nächsten Tag wurde er im Bendlerblock standrechtlich erschossen. Dort, wo Tom Cruise keine Drehgenehmigung erhielt.------------------------------Das gescheiterte AttentatWiderstand: Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg gehörte angesichts der sich abzeichnenden Kriegsniederlage zu den Aktivisten des militärischen Widerstandes gegen Hitler. Am 20. Juli 1944 versteckte er während einer Besprechung mit Hitler und Militärs eine Bombe unter dem Tisch und verließ den Raum.Attentat: Das Attentat schlug fehl, weil nur einer von zwei Sprengsätzen scharf war. Zudem wurde die Sprengwirkung abgeschwächt, weil die Bombe unter einem massiven Tisch stand und die Besprechung aus einem Bunker in eine leichte Baracke verlegt worden war."Wolfsschanze": Die ab 1940 bei Rastenburg in Ostpreußen entstandene Bunkeranlage war Lagezentrum der Wehrmachtsführung. Mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion wurde sie bis Herbst 1944 zum Hauptaufenthaltsort Hitlers. Ende Januar 1945 sprengte die Wehrmacht die Anlage.------------------------------Foto: Kulissenbauer bauen die "Wolfschanze" in einem Kiefernwald südlich von Berlin nach. Gedreht wird ab dem 19. Juli.Foto: Hitler begrüßt Militärs in der "Wolfsschanze": ganz links der spätere Attentäter Graf Stauffenberg.