"Tatort" erstmals in deutsch-französischer Koproduktion: Bügelfalten und Lederjacke
Frankfurt - Miami, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD. Die alte Tante "Tatort" geht neue Wege. Nachdem die ARD-Krimireihe in den letzten Jahren kräftig an Einschaltquote verloren hat, Kommissare wegen der schlechten Drehbücher ausstiegen, heißt jetzt das Zauberwort: Koproduktion. Erstmals produzierte eine ARD-Sendeanstalt (Hessischer Rundfunk) gemeinsam mit den Kollegen vom französischen Privatkanal "TF1" eine Krimifolge.Redakteur Bernd Rhotert vom Hessischen Rundfunk über die Bembel-Baguette-Beziehung: "Die Filmliaison war wirtschaftlich sehr interessant. Wir haben viel Geld gespart, und eine Fortsetzung ist nicht ausgeschlossen." Auf der Suche nach einem Killer, der zwei Prostituierte umgebracht hat, lernt der kauzige Kommissar Brinkmann (Karl-Heinz von Hassel) seinen abgeklärten, sensiblen Pariser Kollegen Etchegoyen (Patrick Chesnais) kennen.Zwei Kontrast-Typen, die Farbe ins Spiel bringen. Der Deutsche mit Fliege und Bügelfalte, der Franzose mit offenem Hemd und Lederjacke. Die beiden mischen, trotz einiger Kommunikationsprobleme, den Frankfurter Edel-Puff "Miami" auf, der von der Türkenmafia geleitet wird. Ihr Lockvogel ist die Peitschen-Lady Beatrice, gespielt von Anne Jacquemin.Der 54jährige Schauspieler Patrick Chesnais, Sohn eines Bürgermeisters, spielt zur Zeit die Hauptrolle in der französischen Krimiserie "La Mondaine". Sie wurde bereits in 17 Länder verkauft, und auch Fernsehverantwortliche aus Deutschland haben Interesse angemeldet. Im Herbst dreht der französische "Schimanski" (Tele Loisirs) die Kino-Komödie "La Folie" - an der Seite von Annie Giradot ("Das späte Mädchen").Bei unserem Nachbarn lief der Fall "Frankfurt-Miami" bereits mit großem Erfolg im Februar. Knapp acht Millionen Zuschauer (Marktanteil: 36 Prozent) verfolgten das Gaunerstück um Huren und Drogen. Die Pariser Tageszeitung "France-soir" schrieb nach der Ausstrahlung: "Ein atmosphärisch dichter Milieu-Krimi, der zum Ende hin immer spannender wird." Und der Kritiker der "Liberation" kam zu dem Schluß: "Leider ist die Thematik ziemlich abgestanden, aber die beiden Kommissare versehen ihre Arbeit mit Pfiff, retten die Geschichte mit flockigen Dialogen. Ein rundes Krimi-Vergnügen." +++