Teddy statt BBC

Am ersten Dezember fand im Berliner Äther ein Frequenzwechsel statt: Der BBC World Service, das internationale Nachrichten-Programm der offiziösen britischen Rundfunkanstalt, sendet fortan auf der UKW-Frequenz 94,8 MHz, die bislang vom türkischsprachigen Radyo Metropol FM genutzt wurde. Auf der alten BBC-Frequenz 90,2 MHz ist hingegen nun Radio Teddy - das Kinderradio für die ganze Familie zu empfangen.Doch mit dem Frequenzwechsel allein war es nicht getan. Weil das BBC-Signal nun nicht mehr vom Fernsehturm am Alexanderplatz, sondern vom im fernen Wannsee installierten Fernmeldeturm Berlin-Schäferberg mit einer etwa drei viertel schwächeren Sendeleistung abgestrahlt wird, sind in den Berliner Innenstadtbezirken harte Zeiten für die BBC-Gemeinde angebrochen: In Mitte, Neukölln oder Friedrichshain ist der Sender einfach nur noch extrem schlecht oder gar nicht zu empfangen.Doch bevor sich jetzt die Verschwörungstheoretiker melden: Diesmal ist weder provinzielle Medienpolitik noch böses Frequenzen-Gerangel hinter den Kulissen am Vergriseln, Verknacksen und Verschwinden des englischsprachigen Qualitätsradios schuld. "BBC World Service erhielt die gewünschte deutlich kostengünstigere Verbreitung" heißt es in der entsprechenden Pressemitteilung der Medienanstalt Berlin Brandenburg, welche die Berliner Frequenzen verwaltet. Im Klartext: Die Briten wollen sparen, wechselten freiwillig auf die sendeschwache Frequenz und geben daher Marktanteile preis. Wahrscheinlich sieht man in der Londoner Zentrale über zwanzig Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges einfach nicht mehr die Dringlichkeit der Verbreitung des Programms im Berliner Raum.Wie viele Hörer die BBC damit in der deutschen Hauptstadt verliert, wo sie seit Ende des Zweiten Weltkriegs sendet, weiß niemand. Eine Hörer-Erhebung hat es laut Michael Kayser, dem in München sitzenden zuständigen BBC-Repräsentanten in Deutschland, nie gegeben. Nur im Netz sammeln sich die Unzufriedenen Stammhörer und bekunden ihren Frust in diversen Expat-Foren. Auch die sendereigene Kummer-Sendung befasste sich mit zahlreichen Beschwerden. Selbst in der Radioabteilung einer Elektronik-Kette am Alex kennt man das Problem wegen verzweifelter Kundenfragen.Doch was tun diejenigen, die nicht zur Teddy-Familie gehören wollen und das gute alte Küchenradio dem Internet-Radio - wo die BBC den World Service weiterhin anbietet - vorziehen? Ihnen bleibt nur ein radikaler Schnitt: Bye Bye BBC, Bonjour RFI - Radio France International. Denn auf UKW 106 gibt es auch in Mitte ein sattes Signal.