Tiere in der Großstadt: Weil Vögel gern Löcher in Fassaden picken, gibt es jetzt eine Schadenshotline. Maulwürfe sind auf Sportplätzen unterwegs: Buntspechte lieben Styropor
Wenn die Sprecherin der Wohnungsbaugesellschaft Gesobau Gäste durch das Märkische Viertel in Reinickendorf führt, macht sie gern an einer großen Giebelwand am Eichhorster Weg 42b Halt. "Das ist unsere Spechtwand", sagt Kirsten Huthmann über die frisch gestrichene, fensterlose Wand. Dort tauchen immer mal wieder tennisballgroße Löcher auf - verursacht durch Buntspechte. Diese halten sich mit den Krallen am Putz fest und picken dann den Dämmstoff aus der Fassade. "Die Löcher gehen ganz durch die Dämmung", sagt die Gesobau-Sprecherin. Die Spechte selbst würden irgendwann aufhören mit dem Geklopfe und wegfliegen, "aber manchmal nisten dann Sperlinge in den Löchern".Giebelwände bevorzugtDie Häuser im Märkischen Viertel sind nicht die einzigen, die Buntspechte anlocken. Auch an anderen Gebäuden, die in den vergangenen Jahren mit einer neuen Wärmedämmung versehen wurden, haben die eifrigen Vögel Löcher in die Fassade geklopft. "Sie bevorzugen Giebelwände ohne Fenster", sagt Malermeister Holm Draber. Der Handwerker, dessen Firma Farbschäden an Fassaden ausbessert, ist in den vergangenen Jahren häufiger zu solchen Schäden gerufen worden. Nun hat der 42 Jahre alte Draber eine Hotline für Spechtschäden eingerichtet (030/92 37 43 43). Dort können sich "Geschädigte" melden."Häufig ist es sehr schwer, an diese Stellen heranzukommen", sagt Draber. Etliche Arbeiten könnten nur von Fassadenkletterern ausgeführt werden. Gut 300 Spechtlöcher hat Drabers Firma im vergangenen Jahr schließen müssen. Kosten: Etwa 300 Euro pro Spechtloch. Bisweilen aber kamen sie zu spät, und Sperlinge oder Stare hatten sich Nester in den Löchern gebaut. "Wenn jemand drinsitzt, ist es vorbei, da können wir nichts machen", sagt der Malermeister. Das Nest darf dann nicht entfernt werden.Dass Buntspechte gedämmte Fassaden anklopfen, ist nicht neu, sagt Johannes Schwarz, der bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zuständig ist für Fragen des Freilandartenschutzes. Warum die Vögel aber eine Vorliebe für die Fassadendämmung aus Styropor haben, weiß er auch: "Die gedämmten Fassaden klingen beim Klopfen ähnlich wie morsches Holz." Hinter diesem würden Spechte für gewöhnlich nach Larven und Käfern suchen. Zudem sei das Dämm-Material sehr leicht zu bearbeiten. Etwa 2 200 bis 3 200 Buntspechtpaare leben laut Schwarz in der Hauptstadt, Tendenz leicht steigend.Wer ein Spechtloch in der Fassade beseitigen will, muss laut Schwarz keinen Antrag bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung stellen - wie sonst üblich. "Wer schon den Schaden hat, soll nicht extra noch Arbeit haben", sagt Schwarz. "Es sei denn, in einem Nest brütet bereits ein Vogel. Dann sei ein Ausbessern verboten."Eine Möglichkeit, das Zerklopfen der Fassaden zu verhindern, besteht kaum. "Es gibt Leute, die installieren auf den Dächern Raubvogelattrappen", sagt Malermeister Holm Draber. Andere würden Flatterband einsetzen - doch auch das sei keine Garantie. Ganz egal, ob das Haus ein Alt- oder ein Plattenbau ist - wenn die Fassade gedämmt ist und drei Bäume in der Nähe stehen, "schlägt der Specht zu".------------------------------Foto: Vogelfutter soll den Specht hier offenbar vom Klopfen abhalten.