Treptower Werkstatt baut Trabis auf Elektro-Antrieb um / Auf hundert Kilometer verbraucht der gefragte Wagen Energie für drei bis fünf Mark: Jetzt steht die einst so geliebte Pappe unter Strom
Die Leute schauen sich schon mal auf der Straße verdutzt um, wenn die Pappe um die Ecke rollt. Nur wissen sie nicht so richtig warum.Das Auto sieht aus wie ein Trabi, das läßt sich nun mal rein vom Design nicht leugnen. Doch irgend etwas stimmt da nicht. Moment mal, der knattert gar nicht und die gewohnten dicken Rauchschwaden steigen auch nicht gen Himmel. Summt wie ein Bienchen Erik Manthey (28) kennt diese Situationen. "Erst wenn man mit dem Trabant vorbei ist, drehen die Passanten sich um und bekommen das Grübeln", erzählt er. Und dann ist er stolz, denn schließlich hat er dem Trabi das Stinken abgewöhnt.Mit ihm soll nun die DDR-Legende im alten Schick eine neue Auferstehung feiern: unter Strom. Das Unglaubliche passiert in einer kleinen Werkstatt der Erik Manthey GmbH in Berlin-Treptow. Hier wird der Trabant zum Elektrabant. "Ein einfacher Eingriff. Das gesamte Innenleben unter der Motorhaube fliegt raus. Und dann wird er auf Elektro-Antrieb umgebaut", beschreibt Manthey die kleine "Umoperation". "Dann summt er nur noch wie ein Bienchen." Und: Die gewöhnungsbedürftige Lenkrad-Schaltung fällt weg. "Das macht es auch für uns Wessis einfacher", weiß er.Als "Auto-Basis" nutzt der studierte Fahrzeugtechniker grundsätzlich Zwei-Takter ab dem Baujahr 1988. Vor dem Umbau überprüft er den technischen Zustand und erneuert, wenn erforderlich, Verschleißteile. Den Trabant als Elektro-Mobil hält der TU-Absolvent für ideal. "Der ist nach dem optimalen Leichtbauprinzip gebaut, wie ein BMW heute. Im Vergleich zu anderen E-Mobilen dieser Größe ist er am billigsten."Das Geschäft läuft gut. Täglich erkundigen sich neugierige Kunden, die ihren Gefährten umgerüstet haben wollen oder einen kaufen. "Erstaunlicherweise sind 90 Prozent aller E-Trabi-Käufer aus dem Westteil. Die, die den Trabi früher immer fahren mußten, interessieren sich bei mir mehr für die anderen Elektroautos, den City el oder Cuore Sun."16 900 Mark kostet der Elektrabi (Limosine), der Kombi 17 900 und das Cabrio 18 900 Mark. "Wir bieten aber auch einen Umbausatz mit Elektro-Motor, Batterie und Ladegerät für 14 900 Mark an. Denn wer noch seinen Alten hat und ein wenig geschickt ist, kann den Trabi sogar selber umrüsten", so Manthey.Unter Strom, zehn Batterien sind in Reihe geschaltet, schafft es die Pappe dann auf ganze 80 Kilometer pro Stunde, kommt von Null auf 50 in 15 Sekunden. Eine Ladung reicht für 80 Kilometer. Das Nachladen aus der Steckdose dauert ungefähr neun Stunden. "Für Fahrer, die keine eigene Garage haben, können wir auch eine Steckdose am Laternenpfahl anbringen", so Erik Manthey. Billiger kann Autofahren nicht sein. Auf 100 Kilometern verbraucht er Energie für drei bis fünf Mark. Wird nachts getankt sogar nur zwei Mark. Während bei anderen Elektroautos in den ersten fünf Jahren Steuern frei sind, sind für den Elektrabant 66 Mark schon ab dem ersten Jahr nach der "Umoperation" fällig. Kein Neuwagen "Da wußte sich der Gesetzgeber keinen Rat, wie das beim Elektrabant zu handhaben ist. Ist ja kein Neuwagen", erklärt Manthey. "Die einzige Erklärung war: So kann der Stinker der Nation in seinem neuen Leben wieder alles gut machen." Trotzdem ärgert's ihn. "Denn umweltfreundlicher geht es nicht mehr. Das sollte eigentlich belohnt werden."Privat fährt Erik Manthey, der übrigens auch amtierender Europameister im Elektro- und Solarmobilrennen mit einem Trabi ist, selbst einen City el. "Das könnten auch 75 Prozent aller Autofahrer. Denn laut Statistik legen die weniger als fünf Kilometer am Tag zurück." +++