Universität Gießen: Steinmeiers Doktorarbeit ist sauber

Gießen - Die Überprüfung der Doktorarbeit des SPD-Bundespolitikers Frank-Walter Steinmeier durch eine Prüfungskommission der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) hat ergeben, dass Steinmeier weder eine Täuschungsabsicht, noch ein wissenschaftliches Fehlverhalten vorgeworfen werden kann.

Nach eingehender Untersuchung in einem sogenannten doppelsträngigen Verfahren kam sowohl der Promotionsausschuss als auch die Ständige Kommission zur Sicherung guter wissenschaftlicher Arbeit der JLU zu dem Schluss, dass dem promovierten Juristen „der Doktortitel nicht zu entziehen ist“. Dies teilte der Vorsitzende des Promotionsausschusses Martin Gutzeit, Professor für Bürgerliches Recht, Sozial- und Arbeitsrecht am Dienstagmittag in Gießen mit.

Solide Wissenschaft

Auch Universitätspräsident Joybrato Mukherjee betonte, es liege keine Täuschung in wesentlichem Umfang vor. Diese Formulierung stecke den Rahmen für die Prüfung von Plagiatsvorwürfen und sei im Falle Steinmeiers nicht erfüllt. „Es handelt sich bei der Arbeit um ein solides wissenschaftliches Gebäude, das höchstens einige zugige Fenster hat“, sagte Mukherjee am Dienstag. Steinmeier habe immer alle Quellen angegeben und sich keine Urheberschaft unrechtmäßig angeeignet. Lediglich seien ihm einige Nachlässigkeiten bei der Zitation von übernommenen Textpassagen unterlaufen.

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„Die Fußnoten waren manchmal in der Mitte der übernommenen Textpassagen gesetzt, sodass nicht immer ersichtlich war, wo ein Zitat beginnt und wo es endet“, erklärte Wolf-Dietrich Walker, Professor für Bürgerliches Recht, Arbeits- und Zivilprozessrecht und Vorsitzender der ständigen Kommission zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis.

Eine solche Zitierweise sei nicht korrekt, im Falle Steinmeiers könne man aber klar sagen, dass er dies nicht getan habe, um Inhalte fremder Autoren unrechtmäßig als seine eigenen auszugeben. Für den SPD-Politiker spreche außerdem, dass die Arbeit zu einer Zeit verfasst worden sei, in der es aufgrund der technischen Entwicklung schlicht nicht möglich war, gesamte Passagen einfach aus dem Internet oder digitalisierten Texten zu kopieren und ohne Fußnote in einen Text einzufügen.

Der hochrangige SPD-Politiker, derzeit Fraktionsvorsitzender im Bundestag, war zuerst vom BWL-Professor Uwe Kamenz, der an der Fachhochschule Dortmund eine private Marketing-Firma leitet, des Plagiats verdächtigt worden.