Auschwitz, Belzec, Kulmhof, Majdanek, Sobibor, Treblinka – vielleicht nicht alle, aber viele werden die Namen dieser Orte kennen. Selbst wer sie nicht aus dem Gedächtnis aufzählen kann, erinnert sich an ihre Bedeutung. Es sind Orte, in denen das NS-Regime nach der Besetzung Polens Vernichtungslager einrichtete. Weit mehr als drei Millionen Menschen wurden in diesen Lagern ermordet, bis sie 1944/45 durch die Sowjetische Armee befreit wurden.
Meist waren Juden die Opfer
In die Liste der Vernichtungslager aber gehören noch zwei weitere, weißrussische Orte: Bronnaja Gora und Maly Trostenez. Bronnaja Gora ist ein Dorf im Gebiet Brest, Maly Trostenez liegt rund 15 Kilometer südöstlich der weißrussischen Hauptstadt Minsk. Beide Orte waren zwischen 1941 und 1944 Schauplätze des Mordens. In Bronnaja Gora wurde mehr als 50 000 Menschen, weit überwiegend Juden, getötet. Die Zahl der in Maly Trostenez erschossenen, vergasten und zu Tode gequälten Juden aus Ost- und Mitteleuropa wird auf 40 000 bis 60 000 geschätzt.
Die Namen Bronnaja Gora und Maly Trostenez kennt kaum jemand. Man kann nicht einmal sagen, dass sie vergessen wurden, sie sind nie bekannt geworden.
Eine Initiative des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks Dortmund, der Bethe-Stiftung und des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge will das ändern. In Maly Trostenez soll eine Gedenkstätte entstehen. Der Ort erinnere daran, dass der deutsche Vernichtungsfeldzug in Polen nicht halt machte, sagt Bremens ehemaliger Bürgermeister, Henning Scherf, neben Bundespräsident Joachim Gauck einer der Unterstützer des Vorhabens.
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Nach den Plänen des weißrussischen Architekten Leonid Lewin soll in einem Wald bei Blagowtschina, zwei Kilometer entfernt von Maly Trostenez, ein Gedenkort entstehen, eben dort, wo die meisten Opfer erschossen und in Gruben verscharrt wurden.
Sie sollten vergessen sein
Es ist ein guter Plan, vor allem weil er den ursprünglichen in sein Gegenteil verkehrt. Ziel der nationalsozialistischen Ausrottungsmaschinerie war nicht nur die physische Vernichtung der Opfer. Die „Endlösung“ der Judenfrage sah die Auslöschung der europäischen Juden vor. Sie sollten nicht nur tot, sie sollten vergessen sein. Nach diesem Plan hatten die Einsatzgruppen der SS und des SD auch die Orte ausgewählt, an denen das Töten stattfand. Isoliert und abgeschirmt von jeder Öffentlichkeit.
Insgesamt zwei Millionen Euro wird die Gedenkstätte kosten. Die Hälfte trägt Weißrussland. Ein Teil des deutschen Beitrags soll durch Spenden finanziert werden.
Spendenkonto: Bank für Kirche und Diakonie, Konto: 2100 2110 44; BLZ: 350 601 90