Viele Menschen, wenig Erkenntnisse: Themenabend über "Kinder im Vollrausch": 15-Jährige mit Windeln

Christine ist die erste in dieser Nacht. Eine schmale 15-Jährige in einem verrutschten Wollpulli, ihre Haare sind zerzaust, es sieht trotzdem nicht aus, als sei ihr Zustand bedrohlich. Ist er aber. Christine hat sich bis zur Bewusstlosigkeit betrunken, sie liegt in einem Rettungswagen, der auf dem Weg in ein Kinderkrankenhaus ist. In diesem Krankenhaus, es steht in Hannover, haben die Filmemacherinnen Ute Jurkovics und Gudrun Kirfel ein Wochenende lang gedreht.Der Junge, der kurz nach Christine eingeliefert wird, ist zwölf und hat sieben Ouzo getrunken, dazu Bier. Dann kommt Jenny, 15, eine Flasche Weinbrand in einer Stunde, eine ältere Freundin hat erst den Alkohol besorgt und danach offenbar den Krankenwagen. Bis zum Morgengrauen werden noch zwei Jungen und ein Mädchen ins Krankenhaus gebracht, einer muss sogar auf die Intensivstation.Mit dem Film "Kinder im Vollrausch" beginnt der Themenabend "14 Jahre und 1,4 Promille". In zwei weiteren Dokumentationen soll man im Laufe der Nacht etwas über trinkende Kinder in England und Frankreich beziehungsweise über das Leid ihrer Eltern erfahren. Noch sind Schulferien, vielleicht bleibt der eine oder andere Teenager beim späten Herumzappen hängen und erfährt so, im ersten Film, dass volltrunkene Jugendliche im Krankenhaus gewindelt werden. Wenn das nicht abschreckend klingt.Ansonsten gibt es einen Therapeuten mit Zopf, eine wütende Krankenschwester und eine Clique Cheerleader, die sich auf einem Volksfest und auf einer Flatrateparty betrinkt, zu sehen. Sehr viele Menschen für nur 29 Filmminuten. Wer die Mädchen und Jungen sind, die in der Nacht eingeliefert wurden, warum sie sich betrunken haben, was aus ihnen wird - darüber erfährt man kaum etwas. Von einigen Jugendlichen sind sogar die Gesichter im Nachhinein unkenntlich gemacht, offenbar wollten sie nicht in dieser Dokumentation zu sehen sein. Vielleicht ein gutes Zeichen.14 Jahre und 1,4 Promille, Themenabend ab 22.25 Uhr, Arte------------------------------Foto: Am Morgen danach wollten viele Kinder nicht in die Kamera sehen.