Vom Chaos in die Parteispitze
Wenn Klara Geywitz am Sonntag zur neuen Stellvertreterin des Brandenburger SPD-Chefs Matthias Platzeck gewählt wird, ist ihre Tochter Anna gerade einmal 45 Tage alt. Natürlich habe sie zugesagt, als Platzeck ihr den Vize-Posten antrug, sagt Klara Geywitz, 32. Und sie sagt das so gelassen, als sei es selbstverständlich, kurz nach der Geburt des ersten Kindes zusätzliche berufliche Aufgaben zu übernehmen.Dabei ist die Politologin schon jetzt eingespannt. Bei der Kommunalwahl am 28. September tritt sie in Potsdam als eine der drei Spitzenkandidaten an. Bei den Landtagswahlen 2009 will sie wieder den Direktwahlkreis Potsdam-Babelsberg für die SPD holen. Als Mitglied der Parteispitze - an ihrer Wahl zweifelt niemand - wird sie bei der Ausrichtung des Wahlkampfes mitzureden haben und bei der Entscheidung, ob die SPD in Brandenburg nach den Wahlen mit der CDU oder der Linkspartei weiter regiert. Und der Platz zwei auf der Landesliste, gleich hinter Matthias Platzeck, ist ihr auch sicher. Profilierte Frauen sind rar in der märkischen SPD.Auch wenn die junge Frau überregional bisher kaum wahrzunehmen war - zum Partei-Establishment gehört sie längst. Und das nicht erst, seit sie vor vier Jahren in den Landtag einzog. Schon während ihres Studiums hatte Geywitz an diversen Stellen Stellen für die SPD gearbeitet. Sechs Jahre lang saß sie zudem in der chaotischen, von der Linkspartei dominierten Potsdamer Stadtverordnetenversammlung. Bei dieser Gelegenheit lernte Platzeck - damals Oberbürgermeister der Landeshauptstadt, heute Ministerpräsident und SPD-Chef - ihre lösungsorientierte Art schätzen. Kaum im Landtag angekommen, stieg sie zur stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden auf. Ihr Metier ist die Bildungspolitik, ein zentrales Thema im kommenden Wahlkampf.Klara Geywitz ist unideologisch und pragmatisch und damit fast typisch für den Nachwuchs der ostdeutschen SPD. Sie habe keine Koalitionspräferenz, sagt sie. "Die Inhalte werden entscheiden." Geywitz mag ehrgeizig sein. Aber das merkt man ihr nicht an. Selbst in aufgeregten Partei- oder Koalitionsstreitigkeiten bewahrt sie Ruhe und pflegt einen leicht ironischen Unterton. Manche glauben, dass sie schon nächstes Jahr ein Ministeramt übernehmen könnte. Doch ein Aufrücken ins Kabinett schließt sie - mit Verweis auf ihre Tochter - vorerst aus.------------------------------Foto: Klara Geywitz, künftig Platzecks Stellvertreterin