Vor 125 Jahren wurde in den Alpen die Berliner Hütte eröffnet: Das höchstgelegene Haus der Stadt
KREUZBERG/MAYRHOFEN. Es kann sein, dass einige Besucher nach Berliner Weiße fragen werden. Oder nach Currywurst. Doch Kerstin Schöneborn bleibt hart, wie immer. Wenn sie mit ihren Angestellten am Sonnabend 200 Gäste bewirtet, dann wird es Schweine- und Putenbrust sowie Gemüsestrudel geben, für den Durst Weißbier. Denn die Berliner Hütte in den österreichischen Alpen wird 125 Jahre alt. Die Feier dazu wird aber ganz unberlinisch - mit Zillertaler Blasmusik und Bergsteigerkost.Kerstin Schöneborn ist die Wirtin der Berliner Hütte und damit auch die Chefin des höchstgelegenen Hauses Berlins. 1879 wurde die Hütte - exakt 2 041 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, umgeben von mehreren 3 000er-Gipfeln - eingeweiht. In den folgenden Jahren wurde das Gebäude immer wieder erweitert. Bauherr war der Deutsche Alpenverein, Sektion Berlin. Dieser besitzt auch die fast 500 Hektar umfassende Alpe Schwarzenstein, einen Gebirgsteil. Die Berliner Hütte ist eine von sechs Unterkünften in den Alpen, die den Berliner Bergsteigern gehört. Sie steht als einzige in Österreich unter Denkmalschutz.Drei Stunden dauert der Aufstieg von der Busstation bei Mayrhofen zur Hütte. Am Freitag gingen auch der frühere Berliner Staatssekretär Rüdiger Jakesch (CDU) sowie Abgeordnetenhauspräsident Walter Momper (SPD) diesen Weg. Die beiden Politiker werden die Hauptstadt bei der Feier vertreten. Sie übernachten in der Hütte, die auch sonst Wanderern Schutz bietet. "Wir werden überbelegt sein", sagt Hüttenwirtin Kerstin Schöneborn. Vermutlich müssten Matten in den Flur gelegt werden. Aber das ist nicht ungewöhnlich. Denn auf der Hütte gibt es einfache Nachtlager, bestehend aus Matten. Dort können sich Wanderer für acht Euro pro Nacht und Person zur Ruhe betten. Für Strom sorgt ein nostalgisch anmutendes hauseigenes Kraftwerk.Dass die Hütte den in Kreuzberg ansässigen Berliner Bergsteigern gehört, erkennen unkundige Besucher nur an der Fahne auf dem Dach des Hauses und ab Sonnabend wieder an den Wappen von Berlin und Preußen an der Fassade. Pünktlich zum 125-jährigen Bestehen wurden der Adler und der Bär restauriert. Auch ein Gedenkstein für die Opfer von Krieg, Gewalt und Verfolgung wird am Sonnabend aufgestellt und ökumenisch geweiht.Wenn die Feiern vorbei sind, wird sich der Alpenverein Gedanken ums Geld machen müssen. Denn die Berliner Hütte müsste dringend saniert werden. "Im Südbereich sind unter anderem die Fenster undicht", sagt Sektionsleiter Klaus Kundt. Noch ist unklar, woher die benötigten 1,2 Millionen Euro dafür kommen sollen. Vom Land Berlin ist nichts zu erwarten.------------------------------ Unter der Rubrik "Der Berg ruft" berichtet die Berliner Zeitung in der nächsten Woche wieder über Berge und Höhen in der Hauptstadt.------------------------------ Foto: Die Hütte Anfang des 20. Jahrhunderts. Heute ist sie ein Baudenkmal.