Belarus greift in den Krieg in der Ukraine ein

Der Verbündete Russlands gibt an, Russland erlaubt zu haben, Raketen auf die Ukraine abzufeuern. Zugleich will Belarus vermitteln.

Alexander Lukashenko
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Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko behauptet, dass russische Truppen von seinem Land aus die Ukraine angegriffen hätten. Zwei Raketen seien abgefeuert worden, „weil Kiew drei bis vier Raketendivisionen an der Grenze“ zu Belarus stationiert habe, sagte Lukaschenko am Sonntag Staatsmedien zufolge in Minsk laut dpa. Vorwürfe, dass auch belarussische Soldaten an der Seite Russlands in der Ukraine kämpfen, wies er mit Nachdruck zurück. „Dort gibt es keine einzige belarussische Patrone.“ Allerdings helfe Belarus „natürlich“ dem Partnerland Russland. Verwundete würden versorgt.

Der Kyiv Independent berichtet, am Sonntag sei in diplomatischen Kreisen die Nachricht verbreitet worden, dass sich belarussische Luftlandetruppen auf einen Einmarsch in die Ukraine vorbereiten. Unbekannte Journalisten der belarussischen Opposition sollen die Quelle gewesen sein. Dem Bericht zufolge bestiegen belarussische Spezialeinheiten am 27. Februar Flugzeuge und bereiteten sich auf den Einsatz in oder in der Nähe von Kiew und Schytomyr vor.

Es ist nicht ganz möglich, diesen Bericht zu verifizieren, da die meisten Oppositionsjournalisten aus Weißrussland geflohen sind, um Repressionen durch das Regime von Diktator Alexander Lukaschenko zu entgehen.

Die Aussagen von Lukaschenko sind ebenfalls unabhängig nicht zu überprüfen. Er telefonierte am Samstagabend mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und versicherte diesem, dass Belarus nicht beabsichtige, Atomwaffen zu stationieren. Dies ist einem Eintrag auf der Website des Präsidenten zu entnehmen.

Lukaschenko fordert außerdem, den Krieg zu beenden. „Ich würde dies allerdings nicht Krieg nennen. Es ist ein Konflikt. In zwei Tagen ist es ein Krieg, in drei Tagen eine Schlacht“, sagte er. „Wir müssen uns an den Verhandlungstisch setzen und die Fragen lösen, auch diejenigen, die von Russland vorgebracht wurden.“ Er betonte, Russland sei zu Verhandlungen in der belarussischen Stadt Gomel bereit. „Wenn (die Ukrainer) nicht kommen (...), was soll man dann machen, es ist ihre Wahl.“ Der Kreml gibt an, einen Delegation nach Gomel in Belarus geschickt zu haben, um mit der Ukraine zu verhandeln.

Die Ukraine lehnt Gespräche in Belarus ab, weil das Nachbarland nicht neutral sei. Kiew ist dagegen bereit, die Türkei als Vermittler zu akzeptieren, was wiederum Moskau ablehnt.

Die Ukraine hat sich zu Verhandlungen mit Russland an der Grenze zu Belarus bereit erklärt. Wie das ukrainische Präsidialamt am Sonntag mitteilte, hat Kiew auf Vermittlung des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko zugestimmt, eine russische Delegation am Fluss Prypjat in der Nähe von Tschernobyl zu treffen.

Am Sonntagnachmittag erklärte sich die Ukraine bereit, „ohne Vorbedingungen“ mit der russischen Delegation zu verhandeln, erklärte Außenminister Dimitro Kuleba bei einer Pressekonferenz in Kiew. Die Ukraine sei bereit, zu verhandeln und werte die Tatsache, dass Russland zu Gesprächen ohne Vorbedingungen bereit sei, als einen ersten „Sieg“, so Kuleba.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte sich zuvor grundsätzlich zu Gesprächen mit Moskau bereit erklärt, allerdings nicht in Belarus. Unter anderem von dort aus waren russische Truppen in die Ukraine einmarschiert. Lukaschenko ist zudem ein enger Verbündeter Putins.

Selenskyj betonte mit Blick auf Verhandlungsorte in Belarus, „jede andere Stadt“ komme für Gespräche mit Moskau in Frage. „Warschau, Bratislava, Budapest, Istanbul, Baku. Wir haben sie alle vorgeschlagen.“

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte der Regierung in Kiew daraufhin vorgeworfen, das russische Gesprächsangebot auszuschlagen. Kiew habe „die Gelegenheit bisher nicht ergriffen“, sagte Putin nach Angaben des Kreml in einem Telefongespräch mit dem israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennet.

Am Sonntag telefonierte Selesnkyj dann nach eigenen Angaben mit Lukaschenko. Nähere Angaben zu dem Gespräch machte er nicht. (mit AFP und dpa)