CNN-Chef Jeff Zucker tritt zurück

Der auch für Europa wichtige Sender muss sich neu orientieren.

Jeff Zucker.
Jeff Zucker.GETTY IMAGES NORTH AMERICA

Neun Jahre lang hat Jeff Zucker als Präsident die Geschicke des Nachrichtensenders CNN gesteuert. Am Mittwoch gab Zucker seinen Rücktritt bekannt, weil er eine Beziehung zu einer Mitarbeiterin des Senders nicht bekannt gemacht habe. Der Sender war sichtlich überrascht: Unmittelbar nach dem Rücktritt wurde kein Nachfolger benannt, sondern eine Übergangsregelung getroffen. Zuckers Rücktritt hat gravierende Folgen für die weitere Entwicklung des Senders, die auch in den europäischen Medien Auswirkungen haben dürfte: Für viele Medien ist CNN in Ermangelung eigener Korrespondenten der von Zucker auf mehr Entertainment getrimmte Sender zu einer Art „Stimme Amerikas“ geworden.

Der Harvard-Absolvent Zucker, der als Dreißigjähriger zweimal eine Krebserkrankung überstand, war von NBC zum Sender gekommen. Unter Zucker fuhr CNN einen strammen Anti-Trump-Kurs, was die Ratings in historische Höhen trieb. Doch mit dem Ende von Trump kam auch der Absturz von CNN bei den Sendern: Laut AdWeek büßte der Sender im Januar 2022 mehr als 80 Prozent seiner Zuseher in der relevanten Zielgruppe der 25- bis 54-Jährigen ein. Allerdings hatte der Sender im Vorjahr mit dem „Sturm auf das Kapitol“ ein außergewöhnliches Nachrichtenereignis.

Zuckers Sturz ist offenbar aber auch die Folge eines politischen Rachefeldzugs der Cuomo-Brüder: Zucker hatte den Moderator Chris Cuomo gefeuert, weil dieser seinen Bruder, den demokratischen Gouverneur von New York, Andrew Cuomo, heimlich beraten hatte. Chris Cuomo fordert eine Millionen-Abfindung. Zucker und Cuomo hatten die politische Berichterstattung des Senders neu geprägt: Es ging oft weniger um Nachrichten als vielmehr um Haltungen.

Mit dem Wegfall von Trump als Quoten-Bringer und einem langen Schmusekurs mit der Biden-Administration ist der Sender in die Krise gerutscht. Zucker hatte den Sender mit harter Hand geführt. Nun zittern etliche seiner Vertrauten um ihren Job. Der sichtlich geschockte Medienredakteur Brian Stelter sagte live auf dem Sender, Zucker sei „der Fels dieser Organisation“ gewesen.