EU: SPD geht auf Distanz zu Fracking
Der Vorsitzende der SPD-Europaabgeordneten warnt vor einer zu starken Fokussierung auf Gasimporte aus den Vereinigten Staaten.

Bei der Tagung des europäisch-amerikanischen Energierats am Montag in Washington sollte es unter anderem um die Frage von US-Flüssiggas für Europa gehen. Ferner wurden der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell und EU-Energiekommissarin Kadri Simson erwartet. Von US-Seite hatten sich Außenminister Antony Blinken und Energieministerin Jennifer Granholm angekündigt.
Die EU und die USA hatten zuletzt mitgeteilt, dass sie auch angesichts der Kriegsgefahr in Osteuropa ihre Zusammenarbeit im Energiebereich ausbauen wollen. Ziel sei es, für die Bevölkerung und Unternehmen in der EU und ihre Nachbarländer eine zuverlässige und erschwingliche Versorgung sicherzustellen, heißt es in einer Ende Januar veröffentlichten Erklärung von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Joe Biden. Somit sollen „Versorgungsschocks“ vermieden werden, die sich etwa durch eine russische Invasion in der Ukraine ergeben könnten. Unter anderem werden seit einiger Zeit auch Möglichkeiten diskutiert, wie Europa mit deutlich weniger Erdgas aus Russland auskommen könnte. Eine Alternative wäre nach US-Vorstellungen Flüssiggas, welches in den USA mittels Fracking erzeugt wird.
Der Vorsitzende der SPD-Europaabgeordneten hat kurz vor Spitzengesprächen zur Energiesicherheit in der EU vor einer zu starken Fokussierung auf Gasimporte aus den Vereinigten Staaten gewarnt. „Bei der Herstellung von Versorgungssicherheit für die EU können die USA zwar eine Rolle spielen“, sagte Jens Geier laut dpa. In den USA werde Erdgas jedoch „unter extrem umweltschädlichen Bedingungen“ mit der sogenannten Fracking-Methode gefördert und setze damit nicht nur Treibhausgase frei.
Grundsätzlich begrüßte Geier Pläne für eine stärkere Kooperation der EU mit den USA. „Im Hinblick auf die angespannte Lage in der Ukraine ist es richtig, dass die EU-Kommission endlich eine Energie-Außenpolitik beginnt“, sagte er. Um die globalen Pariser Klimaziele zu erreichen, sei der Austausch zwischen der EU und den USA, einem der Länder mit dem größten CO2-Ausstoß, zentral.
Der Schwerpunkt der Zusammenarbeit sollte nach Ansicht von Geier allerdings auf der Förderung von Alternativen zu Erdgas und anderen fossilen Brennstoffen liegen. „Der Ausbau der Erneuerbaren muss in Kooperation vorangetrieben werden – zum Beispiel in die Richtung eines ‚Klimaclubs‘, wie ihn Bundeskanzler Olaf Scholz vorgeschlagen hat“, sagte der SPD-Abgeordnete. Er erwarte eine Zusammenarbeit bei der Spitzenforschung und der Technologie-Entwicklung – nicht zuletzt im Hinblick auf den gemeinsamen Wettbewerb mit dem chinesischen Markt.