Macron lässt Vermögen von Russen in Frankreich beschlagnahmen
Die französische Regierung erstellt Listen mit Vermögenswerten, die Kreml-nahen Russen gehören. Sie sollen enteignet werden.

Frankreich wird Besitztümer regierungsnaher Russen in Frankreich konfiszieren. Wirtschaftsminister Bruno Le Maire kündigte an, dass derzeit Listen von Villen, Jachten und Luxusautos erstellt werden. Man werde „alle kremlnahen russischen Persönlichkeiten mit Vermögen in Frankreich identifizieren“ und ihr Eigentum beschlagnahmen. „Auf Ersuchen des Präsidenten der Republik werden wir die vollständige Erfassung der Finanzguthaben, Immobilien, Jachten und Luxusfahrzeuge fortsetzen, die russischen Persönlichkeiten gehören sollen, die unter EU-Sanktionen stehen“, sagte Le Maire. Er kündigte laut dem französische Finanzportal boursier.com die Bildung einer eigenen Task Force an.
Le Maire teilte nach Angaben France Info am Dienstag weiter mit, dass bislang 488 russische Bürger auf den europäischen Sanktions-Listen stünden. die von den Sanktionen betroffen seien. Frankreich arbeite weiter daran, Oligarchen mit Vermögen in Frankreich aufzuspüren. „Wir haben diese Suche auch auf die Namen der Oligarchen ausgeweitet, auf die Namen ihrer Ehepartner, die Namen ihrer Kinder, die Namen ihrer SCI (Privatimmobiliengesellschaft, Anm. d. Red.), damit sie sich nicht hinter Finanzkonstruktionen verstecken können“, sagte Le Maire. Er sagte weiter, die ausfindig gemachten Vermögenswerte würden nicht eingefroren, sondern beschlagnahmt werden. Nur so würden ihre Eigentümer ihren Rechtsanspruch darauf verlieren.
Die Côte d'Azur ist traditionell ein Tummelplatz reicher Russen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, in dessen Folge einige Geschäftsleute zu sagenhaftem Reichtum gelangten, zog es viele von ihnen an die Côte d'Azur, wo sie pompöse Villen aufkauften oder bauen ließen - mit Vorliebe auf den von Stränden umgebenen Landzungen wie Saint-Jean-Cap-Ferrat, Cap Martin oder Antibes. In Saint-Jean-Cap-Ferrat besaß etwa Arkadi Rotenberg, einer der einflussreichsten Unternehmer Russlands, die Villa Shoshana. Im vergangenen Sommer ließ er seine Ex-Frau nach Berichten lokaler Medien mit Hilfe privater Sicherheitskräfte aus der Villa hinauswerfen. Sein Bruder Boris wird „der Milliardär von Eze“ genannt, nach dem Örtchen auf einem Hügel an der Küste. Gennadi Timtschenko, ein Vertrauter von Staatschef Wladimir Putin, besitzt seinerseits eine Villa in Lavandou, in der er häufig seine Wochenenden verbringt. Seiner Frau Elena hatte er laut der Zeitschrift „L'Obs“ das Fünf-Sterne-Hotel Club de Cavaliere am Cap Nègre geschenkt.
Gegen Boris Rotenberg, dessen Neffen Igor und Timtschenko hatte Großbritannien bereits am Dienstag vergangener Woche Sanktionen verhängt. Auf der jüngsten EU-Liste stehen sie allerdings nicht. Auch Abramowitsch, der die Vereinsführung des FC Chelsea inzwischen abgegeben hat, ist bislang nicht von den individuellen Sanktionen betroffen.
Neben den Villen will Frankreich auch die Jachten reicher Russen in Beschlag nehmen. Zu finden sind diese in Häfen wie Cannes (vor allem während des Filmfestivals), Saint-Tropez und vor allem in Antibes, am so genannten Kai der Milliardäre. Dort gibt es 18 Plätze für besonders große Jachten. Seit einigen Jahren ist der Jachthafen nicht mehr öffentlich zugänglich. (mit AFP)