Ukraine: Rebellen rufen russische Armee zu Hilfe

Die Donbass-Republiken haben Präsident Putin um Hilfe gebeten.

16.02.2022, Ukraine, Rivne: Auf diesem vom Pressebüro des ukrainischen Präsidenten zur Verfügung gestellten Foto ist ein Panzer der ukrainische Truppen zu sehen, der während einer Militärübung ein Geschoss abfeuert.
16.02.2022, Ukraine, Rivne: Auf diesem vom Pressebüro des ukrainischen Präsidenten zur Verfügung gestellten Foto ist ein Panzer der ukrainische Truppen zu sehen, der während einer Militärübung ein Geschoss abfeuert.Foto: Uncredited/Ukrainian Presidential Press Off/AP/dpa

Die Leiter der selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk (DVR und LVR), Denis Puschilin und Leonid Pasechnik, habe den russischen Präsidenten Wladimir Putin um Hilfe bei der Abwehr der Aggression der ukrainischen Streitkräfte gebeten. Es gehe darum, zivile Opfer zu vermeiden und eine humanitäre Katastrophe im Donbass zu verhindern, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow zu Reportern in Moskau laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass.

Damit steigt die Gefahr einer militärischen Konfrontation zwischen Russland und den USA in Europa deutlich. Denn aufgrund eines am Montag unterzeichneten Beistandspakts ist Russland verpflichtet, den am selben Tag von Putin anerkannten „Volksrepubliken“ militärischen Beistand zu leisten. In der Ukraine halten sich Ausbildner und Spezialisten des Westens auf. Außerdem sollen sich Söldnerverbände der US-Firma Academi (früher Blackwater) im Donbass aufhalten.

Angesichts der Befürchtungen um eine bevorstehende russische Invasion in der Ostukraine hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj laut eigenen Angaben vergeblich bei seinem russischen Kollegen Wladimir Putin angerufen. „Ich habe heute die Initiative für ein Telefongespräch mit dem Präsidenten der Russischen Föderation ergriffen. Das Ergebnis: Schweigen“, sagte Selenskyj in einer in der Nacht zum Donnerstag veröffentlichten Ansprache an die Nation.

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Peskow erklärte in Moskau die Natur der Schreiben aus dem Donbass: „Es sind schriftliche Anfragen für den russischen Präsidenten Wladimir Putin von Leonid Pasechnik, dem Chef der Volksrepublik Lugansk, und Denis Puschilin, dem Chef der Volksrepublik Donezk, eingegangen.“ Und weiter: „Die Staatsoberhäupter dieser Republiken sprechen dem russischen Präsidenten im Namen ihrer selbst und ihrer Völker ihre Dankbarkeit für die Anerkennung ihrer Staaten aus. Ihre Appelle betonen, dass die Bürger der Republiken angesichts der sich verschlechternden Situation und der Drohungen aus Kiew derzeit gezwungen sind, aus ihren Häusern zu fliehen, und ihre Evakuierung nach Russland im Gange ist.“ Inmitten der „anhaltenden militärischen Aggression der ukrainischen Streitkräfte“ erlebte der Donbass „die Zerstörung ziviler und industrieller Infrastruktur, Schulen, Krankenhäuser und Kindergärten und am schlimmsten den Tod der Zivilbevölkerung, einschließlich von Kindern“, zitierte Peskow aus den Briefen. Dort heiße es weiter: „Kiew setzt seine militärische Aufrüstung entlang der Linie des Abzugs fort und erhält gleichzeitig umfassende, auch militärische Unterstützung von den Vereinigten Staaten und anderen westlichen Staaten. Das Kiewer Regime ist entschlossen, den Konflikt mit Gewalt zu lösen.“

„In Anbetracht dessen, inmitten der aktuellen Situation und um zivile Opfer und eine humanitäre Katastrophe zu verhindern, bitten die Führer der beiden Republiken den russischen Präsidenten um Hilfe bei der Abwehr der Aggression der ukrainischen Streitkräfte und Formationen gemäß den Artikeln 3 und 4 der Freundschafts-, Kooperations- und Beistandsverträge zwischen Russland und den Republiken", sagte Peskow.

Die Entscheidung der Russischen Föderation, die ukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk als unabhängig anzuerkennen und russische Truppen in bestimmte Teile der Gebiete zu entsenden, ist nach Ansicht der Europäischen Union „rechtswidrig und inakzeptabel“. Das hatten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel am Dienstag in einer gemeinsamen Erklärung mitgeteilt. (mit AFP)