Wie Richter über den Kinderlärm befinden: Spielen kommt vor dem schönen Rasen

Die meisten Eltern kennen das aus eigener Erfahrung: Wohnungsnachbarn fühlen sich durch ihre Kinder allzuschnell belästigt. Immer mehr solche Streitfälle landen vor Gerichten. Diese haben im Laufe der Zeit sogar eine durchgängige Rechtsprechung entwickelt. Hier einige Urteile, die für Eltern von Interesse sein könnten.Krach auf Spielplätzen: Kinder müssen sich austoben können. Der dabei entstehende Lärm ist grundsätzlich allen anderen Menschen zumutbar. Wer Kinderlärm als lästig empfindet, hat eine falsche Einstellung zu Kindern, befanden die Richter (Oberverwaltungsgericht Münster, Az. 11 A 1288/85).Spielen in Wohnanlagen: Nachbarn, die sich durch Sport und Spiel im Innenbereich einer großen Wohnanlage gestört fühlen, dürfen ihre Miete nicht mindern (Landgericht München, Az.: 20 S 8842/85).Spielen auf dem Rasen: Kindern ist es erlaubt, auf dem Rasen einer Wohnanlage zu spielen. Denn das hat Vorrang vor der "optischen Gestaltung", also vor dem schönen Rasen (Oberlandesgericht Frankfurt/Main, Az.: 20 W 3621/90).Nächtliches Schreien: Kleinkindern kann man nicht vorschreiben, nachts nicht länger als 15 Minuten über Zimmerlautstärke zu schreien. Es sei unpraktikabel, einem kleinen Schreihals beizubringen, sich an die "richtigen" Zeiten zu halten (Amtsgericht Kassel, Az. 872 C 855/91).Grundsätzlich gilt: Kindern von Wohnungsmietern stehen die gleichen Rechte zu wie den Mietern selbst. Dabei sind die Eltern verpflichtet, dafür zu sorgen, daß Nachbarn nicht mehr als unvermeidlich durch den natürlichen Tatendrang ihrer Kinder gestört werden. Vor allem nicht während der allgemeinen Ruhezeiten von 13 bis 15 Uhr und nachts zwischen 22 und sieben Uhr morgens.Eltern sind aber nicht verpflichtet, ihren Nachwuchs am Lachen oder Weinen mit Gewalt zu hindern! Solche Gefühlsäußerungen müssen von jedem Hausbewohner als "natürliches Verhalten der Kinder" hingenommen werden. Dasselbe gilt für die "Unruhe, die durch den normalen Spiel- oder Bewegungstrieb der Kinder entsteht". +++