Airline-Pleite: Scheichs retten Air Berlin

Das war nicht nur ein geschickter Schachzug“, sagt der Manager eines Air-Berlin-Konkurrenten. „Das war die Rettung für Air Berlin.“ Hartmut Mehdorn, Interimschef der zweitgrößten hiesigen Airline, hat einen Deal ausgehandelt, der sein Unternehmen erst einmal aus der Bredouille bringt. Etihad Airways hilft in doppelter Hinsicht.

Erstens: Die Fluggesellschaft aus Abu Dhabi erhöht im Zuge einer Kapitalerhöhung ihren Anteil an Air Berlin von knapp drei auf rund 29 Prozent und legt dafür 73 Millionen Euro auf den Tisch. Zweitens: Etihad stellt Air Berlin Kredite mit einer Laufzeit von fünf Jahren mit einem Volumen bis zu 195 Millionen Euro zur Verfügung. Mehdorn sieht nun „einzigartige Möglichkeiten für die Zukunft unseres Unternehmens.“

Günstiger Preis

Doch vor allem ist erst einmal die akute Geldnot von Air Berlin behoben. Die Airline flog in den ersten neun Monaten immerhin einen Verlust von 134 Millionen Euro ein. Dem Unternehmen hat massiv zugesetzt, dass wichtige Touristenziele in Nordafrika weggefallen sind. Außerdem hat die neue Luftverkehrssteuer einen Großteil der Erträge aufgefressen. Mehdorn, der den Chefposten im Spätsommer übernahm, hat ein ambitioniertes Sparkonzept aufgelegt. Doch nach Ansicht vieler Branchenexperten waren die Ziele des Streichprogramms nur schwer erreichbar – zumal schwere Monate bevorstanden.

Das erste Quartal ist für Airlines immer schwach. Januar, Februar und März 2012 dürften aber besonders schwach ausfallen, da die Luftfahrt die lahmende Konjunktur besonders heftig spüren dürfte. Kurz gesagt: Air Berlin wurde als Pleitekandidat gehandelt. Doch jetzt sei die Insolvenzgefahr bis 2016 vom Tisch, sagte ein Börsianer. Andere Marktteilnehmer teilten diese Einschätzung. Die Aktie von Air Berlin schoss bis zum Montagnachmittag um mehr als 8,5 Prozent in die Höhe. Das Aufstocken des Etihad-Anteils ist in der Branche keine Überraschung. Seit Jahren wird darüber spekuliert, dass die Araber mehr als die bisherigen 2,99 Prozent haben wollen. Eine derartige Minibeteiligung bringt wenig, zumal von Air Berlin kaum Dividenden zu erwarten sind.

Aber was hat Etihad jetzt von dem Deal? Die Araber schwingen sich zum mit Abstand größten Anteilseigner von Air Berlin auf – und zwar zu einem günstigen Preis, sie zahlen nur 2,31 Euro pro Aktie. Künftig sitzt Etihad-Boss James Hogan nebst einem weiteren Vertreter seines Unternehmens im Verwaltungsrat von Air Berlin. Sie haben bei allen strategischen Entscheidungen ein gehöriges Wörtchen mitzureden, zumal der Luftfahrtkonzern aus Abu Dhabi zugleich auch noch Gläubiger der von Air Berlin ist.