Aufholjagd: Batterieproduktion in Europa wächst rasant
Europäische Hersteller wollen Fertigungskapazitäten in den nächsten zehn Jahren mindestens verzehnfachen. Auch deutsche Autohersteller planen Zellfertigung.

Berlin-Für Lithium-Ionen-Batterien liegt das Liefermonopol bis heute in Asien. Maßgeblich fünf Unternehmen von LG bis Panasonic versorgen mehr als 90 Prozent des Weltmarkts. Doch angesichts steigender Nachfrage nach Elektroautos versucht Europa, den Anschluss zu finden. Neue Produktionskapazitäten für Akkuzellen entstehen hier so zahlreich wie nirgendwo sonst. Gehen die Pläne auf, wird der Anteil der Europäer an der weltweiten Zellfertigung in den nächsten zehn Jahren von jetzt sechs Prozent auf bis zu 25 Prozent gewachsen sein.
Doch selbst diese Planungen überschlagen sich. War eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung zu Jahresbeginn noch davon ausgegangen, dass bis 2030 in Europa Fertigungen für Batterien mit einer Gesamtkapazität von bis zu 600 Gigawattstunden aufgebaut würden (zur Hälfte übrigens durch asiatische Hersteller), so erweist sich diese Prognose mit Teslas jüngster Ankündigung als zu gering. Der US-Autohersteller will in Grünheide die größte Zellfabrik der Welt aufbauen. Geplante Fertigungskapazität dort: 250 Gigawattstunden.

Aber auch bei der Konkurrenz tut sich was. So hat sich beispielsweise der VW-Konzern mit dem jungen schwedischen Batterieentwickler Northvolt verbündet. Bis 2023 soll im ehemaligen Motorenstammwerk des Konzerns in Salzgitter eine Batteriezellenfabrik für Lithium-Ionen-Akkus entstehen. Aktuell ist eine Fertigungskapazität von 24 Gigawattstunden geplant.
Der französische PSA-Konzern (Citroen/Peugeot) nutzte seine nationalen Verbindungen, um mit dem bei Paris beheimateten Batteriehersteller Saft, einer Total-Tochter, eine Zellproduktion beim Tochterunternehmen Opel aufzubauen. Im Werk Kaiserslautern, wo vor allem Motoren und Karosserieteile gefertigt werden, sollen ab 2023 pro Jahr Lithium-Ionen-Zellen mit einer Kapazität von 24 Gigawattstunden entstehen. Eine weitere Fertigung gleicher Größenordnung wird im französischen Douvrin aufgebaut.
Auch das deutsche Unternehmen Varta, das sich als Technologieführer bei Kleinstbatterien versteht, will künftig im Bereich der E-Mobilität mitmischen und Elektroautos ausrüsten. Genaue Pläne sind noch nicht bekannt. Was man weiß: Die Entwicklung der nächsten Generation Lithium-Ionen-Zellen bei Varta wird vom Bund und den Ländern Baden-Württemberg und Bayern mit rund 300 Millionen Euro gefördert.
Darüber hinaus errichten die chinesischen Batteriehersteller SVolt Energy sowie CATL eigene Werke in Deutschland. CATL, Chinas Nummer eins in Sachen Lithium-Ionen-Akkus, wird in Erfurt in den früheren Hallen der insolventen Solarworld bis 2022 eine 24-Gigawattstunden-Fertigung hochziehen. Bei SVolt soll die Kapazität ebenfalls bei 24 Gigawattstunden liegen.