Banken verdienen prächtig an Zinsen, Sparer nicht: Wie und wann sich das ändern könnte

Banken machen ein dickes Plus seit die EZB Negativzinsen abgeschafft hat. Aber bisher bekommen Sparer nichts vom Kuchen ab. Wie lange noch?

Banken haben die Sparzinsen noch nicht erhöht – doch es wird höchste Zeit. 
Banken haben die Sparzinsen noch nicht erhöht – doch es wird höchste Zeit. Daniel Karmann/dpa

Der Minuszins ist Geschichte. Bereits im Juli 2022 konnten die Banken und damit auch die Kunden aufatmen: Die EZB schaffte den Negativzins ab. Seitdem hat sie den Einlagenzins schrittweise erhöht. Zum Jahresende hatte er einen Wert von zwei Prozent. Seit Februar liegt er bei 2,5 Prozent. Das ist für Banken und Sparer erst einmal eine gute Nachricht. Vergleicht man die Lage aber mit wirtschaftlich ähnlichen, durch hohe Inflationsraten geprägte Zeiten, galt bis Mitte der 1990er-Jahre ein Leitzins, von drei Prozent als absolute Untergrenze. Die obere Grenze lag sogar bei sieben Prozent.

Die Zinswende seit vergangenem Sommer hat bislang keine positiven Auswirkungen auf unser Guthaben bei der Bank. Warum? Der Einlagenzins ist maßgeblich für die Sparzinsen der Verbraucher. Ist er positiv, verdienen die Banken kurzfristig für ihre überschüssige Liquidität Geld. Diesen positiven Effekt sollten sie eigentlich in Form von erhöhter Verzinsung für Tagesgeld auf dem Girokonto an ihre Kunden weitergeben. Bislang hat sich da aber noch nichts getan.

„Generell gehen wir davon aus, dass mit steigenden Leitzinsen der EZB auch die Guthabenzinsen steigen“, sagte Sylvie Ernoult vom Bundesverband deutscher Banken gegenüber der „Tagesschau“. Der Bundestagsabgeordnete von den Freien Demokraten und Professor für Volkswirtschaftslehre, Stephan Seiter, sieht das ähnlich. Er vermutet, dass in wenigen Monaten Sparer wieder mehr Zinsen für ihre Einlagen erhalten.

Anzeichen für eine geringere Inflation zeigen sich durch inverse Zinsstruktur

Grund für die Erhöhung des Leitzinses sei laut Seiter weiterhin die Inflation: Mit der Zinserhöhung versuche die EZB, die Inflation zu senken. Je höher die Zinsen, umso weniger Kredite werden aufgenommen, umso weniger Geld ist im Umlauf. Es kommt zur Geldaufwertung, wodurch die Preise und damit die Inflation sinkt.

Die Wirkung fruchtet – das zeigt laut Seiter momentan die inverse Zinsstruktur. Normalerweise erhält der Sparer mehr Zinsen, wenn er sein Geld lang- anstatt kurzfristig anlegt – jetzt nicht mehr. Die kurzfristigen Zinsen auf dem Geldmarkt sind aktuell höher als die langfristigen Zinsen auf dem Kapitalmarkt. Laut Stephan Seiter sind langfristig niedrige Zinsen sehr häufig ein Zeichen, dass eine sinkende Inflationsrate erwartet wird. „Es zeugt davon, dass das Vertrauen in die Geldpolitik und damit in die Wirtschaft wieder da ist“, so Seiter.

Als historisches Beispiel nennt er die 90er-Jahre, als Deutschland ein sehr hohes Zinsniveau und eine höhere Inflationsrate hatte. „Die Bundesbank hat damals gesagt, wir werden die Inflation in den Griff kriegen – und der Kapitalmarkt hat vertraut“, sagt Seiter. Kurzfristige Zinsen seien in der Zeit phasenweise höher als langfristige gewesen. Der Grund laut Seiter: Man vertraute auf die Aussagen der Bundesbank und baute demnach keine hohen Inflationsraten in den langfristigen Zinssatz mit ein.

Wenn Banken ihr überschüssiges Geld über Nacht bei der Zentralbank „parken“, erhalten sie dafür einen Zinssatz: die Einlagefazilität. Seit 2019 lag der Einlagenzins bei minus 0,5 Prozent. Banken mussten Strafzinsen für ihr angelegtes Geld zahlen. Den negativen Einlagenzins gaben sie an Kunden mit hohen Beträgen auf dem Girokonto weiter, indem diese ein sogenanntes Verwahrentgelt für ihr Guthaben zahlen mussten. Damit ist aber Schluss und die Erwartung auf einen kleinen Zinsbetrag am Ende des Jahres wird realistischer.