Ohne Weisung aus Moskau: Johannes Bremer soll es richten bei Rosneft Deutschland

Rosneft Deutschland steht seit Freitag unter Treuhandverwaltung durch die Bundesnetzagentur: Jetzt gibt es einen neuen Mann auf dem Chefsessel.

Blick auf den Eingang zur Rosneft-Deutschland-Zentrale in der Behrenstraße.
Blick auf den Eingang zur Rosneft-Deutschland-Zentrale in der Behrenstraße.dpa

Die deutsche Dependance des russischen Rosneft-Konzerns liegt mitten in Berlin und ist doch sehr versteckt. Von einem Quergebäude aus, das sich auf dem Hinterhof an ein Parkhaus an der Behrenstraße anschließt, wird das Unternehmen geführt, dem Erdöl-Raffinerien in Schwedt, Karlsruhe und in Bayern zu wenigstens einem Viertel gehören. Dort ist Johannes Bremer nun der neue Mann auf dem Chefsessel.

Johannes Bremer, der neue Geschäftsführer der Rosneft Deutschland GmbH
Johannes Bremer, der neue Geschäftsführer der Rosneft Deutschland GmbHPrivat

Nachdem die Bundesregierung die Rosneft Deutschland GmbH am vergangenen Freitag unter Treuhandverwaltung durch die Bundesnetzagentur gestellt hatte, setzte diese nun den 60-jährigen Bremer als Geschäftsführer ein. Er sei äußerst erfahren und mit den Gegebenheiten im Unternehmen vertraut, heißt es zur Erklärung.

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Tatsächlich geht der promovierte Chemiker bereits seit 2017 in der Behrenstraße ein und aus. Zuletzt verantwortete er die Raffinerien in Deutschland, an denen Rosneft beteiligt ist. Im PCK Schwedt, das derzeit noch über die Druschba-Trasse ausschließlich mit russischem Erdöl versorgt wird, ist Bremer nach wie vor Chef des Aufsichtsrats.

In die Ölindustrie war Bremer direkt nach dem Studium an der Wilhelms-Universität in Münster gewechselt, das er mit der Note eins abgeschlossen hatte. Die längste Zeit seiner Karriere war er bei dem britischen Mineralölkonzern BP, wo er bald ebenfalls für den Raffineriebetrieb in Deutschland zuständig war. Von dort wechselte Bremer 2014 zum BP-Unternehmen Ruhr Oel, an dem sich kurz zuvor Rosneft zu 50 Prozent beteiligt hatte. 2015 stiegen die Russen aus dem Joint Venture aus, zwei Jahre später ging Bremer zu Rosneft nach Berlin.

Die Bundesnetzagentur hatte am Freitag zunächst den Juristen Christoph Morgen, Partner der Kanzlei Brinkmann & Partner, interimsweise zum Geschäftsführer bestellt. Der „ausgewiesene Krisenmanager mit umfassender Erfahrung in verschiedensten Branchen“ soll bei Rosneft Deutschland die notwendigen Strukturen zur effizienten Kontrolle durch die Treuhänderin aufsetzen und dann an Bremer übertragen. Zusätzlich will die Bundesnetzagentur noch einen Generalbevollmächtigten einsetzen.

Hintergrund ist das Ölembargo gegen Russland ab 1. Januar kommenden Jahres. Spätestens dann soll in den deutschen Raffinerien nur nicht russisches Öl verarbeitet werden, woran Rosneft kein Interesse hat und was laut Fachleuten auch nicht ohne Weiteres möglich ist. Bremer soll es richten – auf Weisung aus Berlin statt Moskau.