Ölembargo: „Viele haben Angst, dass es bald kein Heizöl mehr gibt“
Die Ölpreise in Berlin bleiben mit einigen Schwankungen sehr hoch, obwohl die Heizsaison schon vorbei ist. Was muss der Verbraucher wissen?

Dass Heizen immer teurer wird, ist längst bekannt. Laut dem Vergleichsportal Verivox waren die Preise für Ölkunden für den letzten Winter bereits um 75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Doch richtig durch die Decke gingen sie ab Ende Februar nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine. Und jetzt nach einem leichten Rückgang geht es weiter nach oben, denn das Ölembargo gegen Russland soll kommen. Sind die Berliner darauf vorbereitet?
Dramatischer Preisanstieg überwunden?
„Kurz nach dem Kriegsausbruch hatten wir innerhalb kürzester Zeit einen dramatischen Preisanstieg beim Heizöl von über 100 Prozent“, erzählt der Vertriebsmanager beim Heizölhändler BHM Beyer Energiehandel, Patrick Wnuczek, der Berliner Zeitung. Am 9. März sei dann der Peak erreicht worden, wo 100 Liter Heizöl rund 155 Euro gekostet hätten. „Die Kunden waren sehr panisch, tätigten echte Panikkäufe, damit sie wenigstens den Tank voll haben, falls es irgendwann kein Heizöl mehr gibt.“
Und jetzt? In der Hauptstadtregion liegen die Preise aktuell bei rund 144 Euro pro 100 Liter Heizöl. Der Preis sei nicht mehr doppelt so hoch, sagt Wnuczek, allerdings, wenn man den Einkaufspreis seiner Firma betrachtet: BHM Beyer kauft das Öl bei den Großhändlern heute für 113 Euro – im Februar waren es noch 75 Euro. Und wie verhalten sich die Kunden? „Es ist so fifty-fifty“, antwortet Wnuczek. „Viele machen sich den Tank voll, weil sie Angst haben, dass es kein Öl in Zukunft gibt. Diese Kunden sorgen für volle Auftragsbücher. Und andere sitzen es aus, weil sie im Sommer nicht so viel Heizöl brauchen. Sie setzen auf Entspannung im Herbst.“
Auch die Firma Meinecke Mineralölhandel wird mit Heizöl-Anfragen überrannt. „Der Preis ist nach einem Anstieg von bis zu 150 Prozent im März dann ein bisschen gefallen“, sagt der Geschäftsführer Gordon-Peter Meinecke. „Und dann sagte unser guter Herr Habeck, dass wir kein Öl mehr aus Russland und keines generell haben wollen.“ Seitdem sei der Preis wieder am Steigen, obwohl die Saison schon vorbei sei, so Meinecke. Sein Umsatz steige auf jeden Fall durch den Preis, aber auch durch die verkaufte Menge.
Auslieferungen teilweise nur per Vorkasse
Mit der Nachfrage ändern sich auch die Lieferbedingungen. Bei Meinecke werden die neuen Kunden generell nur per Vorkasse bedient. „Alte Kunden bekommen weiterhin auf Lieferschein ihre Lieferung“, sagt Meinecke. Bei BHM Beyer müssen die Privatkunden gerade wegen der aktuellen Krise schon bei der Lieferung mit der Karte oder per Vorkasse bezahlen – langfristige Geschäftskunden dürfen allerdings per Rechnung die Kosten begleichen. Es sei aber nicht nur bei dem Heizöl so, sagt der Vertriebsmanager Wnuczek. Der Diesel-Preis steige ja parallel zum Heizöl.
Lieferengpässe noch kein Thema?
Lieferengpässe bei den Großhändlern seien für seine Firma jedoch noch kein Thema, denn es gebe noch genug Öl. „Man ist schon in dieser Lauerposition, weil die Versorgung über Schwedt (dort befindet sich die PCK-Raffinerie, wo das Rohöl aus der Druschba-Pipeline über den polnischen Landweg aus Russland ankommt – Anm. d. Red.) eher sehr unsicher ist“, sagt Wnuczek weiter. Wenn aber das Embargo eintrete, werde seine Firma Schwierigkeiten bekommen.
„Alles, was wir aus Seefeld laden, wird aus Schwedt versorgt. Das ist zu 95 Prozent russisches Öl“, bekräftigt Wnuczek. In Berlin generell dürfte das russische Heizöl zwei Drittel des Geschäfts ausmachen, und ein Drittel entfalle auf den freien Markt bzw. auf die Lieferungen aus Antwerpen und Rotterdam, beurteilt der Heizöl-Verkäufer. Meinecke seinerseits kann nicht genau sagen, woher sein Öl stammt. Was er jedoch weiß: Einige seiner Großlieferanten hätten bereits kein Öl mehr.