Tesla-Fahrer zu „Verbotsarien“ der Grünen: „Es riecht nach einseitigem Auto-Bashing“

Axel Bagszas ist Logistiker mit Sitz in Berlin-Schöneberg und fährt beruflich einen Tesla Model 3. Er spricht sich jedoch gegen generelles Verbrenner-Verbot aus. Ein Beitrag zu unserer Mobilitätsdebatte.

Tesla Supercharger in Berlin Schöneberg.
Tesla Supercharger in Berlin Schöneberg.Joko/imago

Kein anderes Thema sorgt in Berlin neben mangelndem Wohnungsbau und teuren Mieten für so viel Ärger wie der Verkehr. Die grüne Verkehrssenatorin Bettina Jarasch, die nach der Neuwahl wahrscheinlich weiterhin mitregieren wird, hat diese Probleme zuletzt auch kaum gelöst.

Vielmehr entsteht der Eindruck, dass einzelne Verkehrsteilnehmer gegeneinander ausgespielt werden: Hier sind die „guten“ Radfahrer, die auf Autoparkplätzen ihr Rad abstellen dürfen, hier die vorbildlichen ÖPNV-Nutzer und hier die unerwünschten „klimafeindlichen“ Autofahrer, die aus der Friedrichstraße bzw. der Innenstadt wegmüssen und die A100 nicht brauchen. 

Es wird immer individuelle Mobilität geben

Es wird aber immer individuelle Mobilität geben. Die Berliner Zeitung will deswegen auch Berliner Autofahrern in einer Mobilitätsdebatte eine Stimme geben und erfahren, wie sie sich eine Verkehrswende in Berlin vorstellen. Axel Bagszas (53) war etwa lange ein überzeugter Verbrenner-Fahrer. Heute sagt er, dass ein freiwilliger Umstieg auf einen Tesla die richtige Entscheidung für ihn persönlich und seinen Job war. Hier seine Geschichte:

Ich bin selbstständiger Logistiker mit Sitz in Berlin-Schöneberg und Würzburg und entwickle nachhaltige digitale Logistikkonzepte für Handel, eCommerce und Industrie. Als erfahrener und zufriedener Vielfahrer, dem die Sechszylinder-Autos auf Geschäftsreisen lange Jahre „Vorsprung durch Technik“ und „viel Freude am Fahren“ vermittelt haben, bin ich 2022 auf einen Tesla Model 3 Long Range umgestiegen, um „den Einbruch nachhaltiger Verkehrs- und Elektrotechnologie zu beschleunigen“. So will es zumindest die Tesla-Mission.

Nach einem Jahr habe ich mit dem Tesla knapp 20.000 Kilometer hinter mir gelassen, oder knapp 55 Kilometer am Tag. Ich kombiniere das Fahrzeug mit der Deutschen Bahn. Da ich mich als Logistiker qua Beruf viel mit Fortbewegung und Mobilität beschäftige, fühle ich mich berufen, zu einer Diskussion über die Zukunft der Mobilität in Berlin und generell etwas beizutragen.

Es wurde mal Zeit für ein Elektroauto

Warum bin ich auf ein E-Auto umgestiegen? Nach vielen Verbrennern in der Vergangenheit habe ich mich entschieden, dass es diesmal ein Elektroauto sein soll. Ich muss mich zudem in meinem Unternehmen stets mit den Themen Mobilität, Netzwerkplanung, Technologien und Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Ein E-Fahrzeug in Kombination mit der verstärkten Nutzung der Bahn ermöglicht es mir, jährlich viele Personenkilometer zu sparen, und hilft mir dabei, meinen kleinen Beitrag zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu leisten. Wobei mir bewusst ist, dass ein E-Fahrzeug noch nicht komplett emissionsfrei ist: wegen der Kohle als Stromquelle oder auch wegen der Batterieerzeugung.

Der Energiemix wird aber allmählich grüner, regionaler und für die Eigenversorger mit Solaranlage oft auch günstiger. Die Effizienz der Batterien steigt, Ladezeiten sinken, umweltfreundlichere Materialien oder Batterie-Recycling werden machbar sein. Die Nachhaltigkeitsperspektive ist also zu erkennen – auch wenn es immer ineffizient bleiben wird, zwei Tonnen schwere Pkw mit nur einer Person durch die Gegend zu bewegen. Darauf verzichten kann ich nicht: In der Logistik ist man oft in Industriegebieten und dezentral unterwegs. Das lässt sich nur schwer vollständig mit der Bahn in Kombination mit Carsharing ersetzen.

Tesla oder Verbrenner: Bei deutschen Autobauern reicht es noch nicht

Warum aber Tesla? Ich habe viel recherchiert und den Fokus elementar auf das Thema Laden gelegt. Ich wollte nicht in einer beruflichen Situation wie der Fahrer auf dem Weg zur Handball-WM in Polen in ein Dilemma „reinfahren“. Auch mussten meine durchschnittlichen Fernstrecken von 400–500 Kilometern ohne Probleme bewältigt werden können. Tesla hat als einziger Anbieter ein eigenes, immer funktionierendes Ladenetz, perfekt in die eigene Navigation integriert. Je nach Fahrverhalten lotst das Navigationssystem einen an die freien Supercharger, Tesla bietet somit als einziger Anbieter eine integrierte digitale Mobilitätslösung. Weiterhin macht das Auto Spaß, hat ein attraktives Design, einen richtig guten Sound und lässt sich einfach bedienen. Man mag es nicht glauben, aber man gewöhnt sich schnell auch an das Display in der Mitte.

Axel Bagszas
Axel BagszasPrivatarchiv

Andere Hersteller von äquivalenten E-Autos, die ich alle getestet habe, holen zwar auf. Deutsche Autobauer bieten sogar ein besseres Fahrzeug im Sinne der dynamischen Straßenlage, der Verarbeitung und vor allem der Sitze. Die Batterieeffizienz lässt jedoch aus meiner Sicht noch zu wünschen übrig – und vor allem das Laden fällt noch schwer. Man braucht dafür diverse Karten-Apps und manchmal funktionieren die Ladesäulen nicht. Ähnliche Makel gelten für die Bedienung mit Display und App. Kurzum: Es reicht noch nicht. Die Schlussfolgerung für mich war: Tesla oder Verbrenner.

Das Laden entscheidet auf Langstrecken

Der Umstieg vom Verbrenner auf E-Mobilität ist in der Tat etwa wie von der Kutsche auf die ersten Pkw. Ställe, Wasser und Hafer für die Pferde gabs am Anfang bestimmt überall – Benzin aber nur in der Apotheke. Meine erste Langstrecke mit dem Tesla, Berlin–Würzburg, hat mich auch fast wieder zum umgehenden Verkauf getrieben: Dreimal musste ich fast eine Stunde laden. Das hat genervt. Eine Tour ins Ausland mit einem Mietfahrzeug, wo alles verstellt ist, was zu verstellen ist, zu machen, ist deswegen nicht ratsam. Im Alltag lernt man aber durch diverse Tutorials in der Tesla-Community oder bei Gesprächen an der Ladesäule schnell, wie man lädt. Zu Hause an der Wallbox auf 100 Prozent laden, unterwegs immer nur bis maximal 80 Prozent und am Zielort Parkplätze/Hotels mit einer Ladesäule suchen. Dies wird in der Zukunft sicherlich noch besser werden. Ich benötige jetzt auf einer vergleichbaren Langstrecke nur 30 bis maximal 45 Minuten länger als mit einem Verbrenner. Das lässt sich verkraften. Grundsätzlich bin ich zufrieden mit meinem Auto. 

Tesla Y Modelle produziert in der Tesla Giga Factory stehen auf dem Werksgelaende.
Tesla Y Modelle produziert in der Tesla Giga Factory stehen auf dem Werksgelaende.Jochen Eckel/imago

Elektroautos in der individuellen Mobilität scheinen die Zukunft zu sein. Die Ladeinfrastruktur wird perspektivisch ausgebaut, das Karten-App-Chaos wird enden und die Preisgestaltung marktgerecht sein. Perspektivisch laden wir unsere E-Autos privat, im Parkhaus, vor dem Hotel oder am Arbeitsplatz – kurz: überall, wo das Fahrzeug steht. Das macht vieles sehr viel einfacher.

Ein zentraler Punkt bleibt: E-Mobilität muss für den Nutzer sinnvoll und machbar sein. Es gibt heute noch viele Gründe, die dagegen sprechen, und ich gebe hier dem Umweltingenieur aus Berlin, der für mehr Attraktivität auch bei den Preisen plädiert, recht. Dienstleister und Handwerker müssen in der Lage sein, mit Transportern effizient auf ihre Baustellen zu kommen. Für Geringverdiener muss Mobilität machbar und bezahlbar sein.

Einzelne kleine Verbote sind wohl unvermeidlich – Auto-Bashing aber inakzeptabel

Von der Politik wünschte ich mir daher mehr gestaltende Kraft hinsichtlich unserer zukünftigen Mobilität und Logistik: ganz egal ob auf dem Land oder im urbanen Raum. Wir müssen einen Plan haben, wie wir uns fortbewegen, wie wir beliefert und wie unsere Industrie und das Kleingewerbe effizient eingebunden werden. Dass es dabei weiter individuelle Mobilität geben wird, ist für mich klar. Und alternative Antriebe für die einzelnen Verkehrsträger setzten sich langsam, aber unaufhaltsam durch. Darüber hinaus brauchen wir endlich attraktive Lösungen im ÖPNV, gut ausgebaute Fahrradwege, eine Stadtplanung, die den Lieferverkehr in urbanen Räumen ernst nimmt, und einen verbesserten Güter- und Personenverkehr auf der Schiene. Nachhaltige Mobilität, die den Bürger und unser Gewerbe optimal unterstützt.

Kurz gesagt: Wir brauchen Ideen, wie wir die Zukunft lebenswert für alle gestalten und den Klimawandel meistern können – im positiven Sinne. Dass dazu auch einmal Regularien, Anreize zur Steuerung und einzelne kleine Verbote gehören, ist wohl einzusehen. Neue Fahrräder müssen irgendwo fahren und abgestellt werden – da werden Parkplätze und Fahrstreifen weichen müssen. Nur: Dazu braucht es einen Plan und keine Verbotsarien, wie gerade in Berlin diskutiert, die nach einem einseitigen Auto-Bashing riechen, ob in der Friedrichstraße oder was die Zukunft aller Verbrenner ab 2030 angeht.

Fußgängerzonen finde ich grundsätzlich super, aber nur wenn sie Sinn ergeben. Bei der Friedrichstraße geht es ja wohl eher ideologisch darum, einfach Autos zu vertreiben. Gesicherte Parkplätze für Fahrräder finde ich auch super. Ein Fahrrad auf einem Pkw-Parkplatz abstellen zu können, ist dagegen ineffizient und riecht nach einseitigem Aktivismus.

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