Strom statt Sofa: Home24 verliert eine halbe Million Bestellungen

Die börsennotierten Hauptstadt-Unternehmen Delivery Hero und Home24 haben Zahlen vorgelegt und keine großen Erwartungen.

Das Online-Möbelhaus Home24 betreibt auch stationäre Läden.
Das Online-Möbelhaus Home24 betreibt auch stationäre Läden.Home24

Als der Berliner Pizza- und Burger-Bote Delivery Hero für Wirecard in den Dax aufstieg, war das für die meisten Beobachter eine Überraschung und für viele schwer nachvollziehbar. Immerhin hatte es da ein Unternehmen bis in die Champions League der börsennotierten Unternehmen Deutschlands geschafft, das hier gar keine Geschäfte macht und zudem noch nie einen Gewinn ausweisen konnte. Inzwischen ist der Essenslieferant tatsächlich wieder aus dem Dax ausgeschieden. Nun aber ist die Gewinnschwelle wohl zum Greifen nah.

Wie das Unternehmen am Dienstag bekannt gab, sei bereits im Mai und Juni ein ausgeglichenes Ergebnis erreicht worden. Allerdings war dafür noch nicht die 2,3 Milliarden Euro teure Übernahme des spanischen Lieferdienstes Glovo berücksichtigt worden, die auch durch drastisch gekürzte Marketingbudgets nicht ausgeglichen werden konnte. Nun will man in der Firmenzentrale in der Oranienburger Straße in Mitte den Break-even jedoch im dritten Quartal erreichen. Für das vierte Quartal rechnet Delivery Hero mit einem Gewinn von wenigstens 40 Millionen Euro. 2023 will man sicher profitabel agieren.

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Während der in mehr als 70 Ländern aktive Lieferdienst für die kommenden Monate eine Konsumflaute erwartet, wuchs der Umsatz im zweiten Quartal abermals rasant. Gegenüber dem zweiten Quartal des Vorjahres stiegen die Erlöse um gut eine halbe Milliarde auf über 2,1 Milliarden Euro, wozu vor allem das Geschäft in Asien und der Mena-Region (Middle East and North Africa) beitrug. Denn dort gingen die Umsätze um 30 bis fast 50 Prozent nach oben, in Europa indes nur um vier Prozent.

Die Bilanz des Berliner Online-Möbelkaufhauses Home24, das seine Geschäfte zu etwa 80 Prozent in Europa macht, gibt dagegen schon jetzt zu erkennen, dass gestiegene Lebenshaltungskosten das Budget auch für ein neues Sofa schrumpfen ließen. Im zweiten Quartal sackte der Umsatz im Jahresvergleich um zwölf Prozent von 151,9 Millionen Euro ab. Mehr als 300.000 Kunden kamen Home24 im gesamten ersten Halbjahr abhanden. Die Zahl der Bestellungen ging um eine halbe Million zurück. Home24-Chef Marc Appelhoff stellt jedoch den Erfolg unter widrigen Bedingungen heraus: „Wir haben unser Profitabilitätsziel im zweiten Quartal erreicht.“

Home24-Chef Marc Appelhoff
Home24-Chef Marc AppelhoffHome24

Tatsächlich arbeitete das Unternehmen im zweiten Quartal profitabel, und Appelhoff erwartet im Jahresverlauf noch weiter steigende Gewinne, die interessanterweise auch die 130 Läden der Ende vorigen Jahres übernommenen Butlers-Kette liefern sollen. Die Umsatzziele korrigiert Home24 indes nach unten. Nicht mehr zweistellig, sondern bestenfalls dreiprozentig werde das Wachstum der aktuellen Prognose nach ausfallen. Im vergangenen Jahr war Home24 noch um 27 Prozent auf 615 Millionen Euro gewachsen.