Cellist unter Verdacht: Hat er Putins Millionen in der Schweiz verschoben?
In der Schweiz sind vier Banker angeklagt, weil sie nicht genau hingeschaut haben sollen: Ein Musiker soll Putins Millionen verschoben haben.

Die Schweizer Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen vier Banker erhoben. Sie wirft ihnen vor, über Umwege dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geholfen zu haben, Beträge in Höhe von mehreren Millionen Schweizer Franken zu verstecken.
Es ist das erste derartige Verfahren im Westen und könnte für Putin durchaus unangenehm werden. Die vier Personen waren Angestellte der Schweizer Tochtergesellschaft der Gazprombank, die mittlerweile ihre Geschäftstätigkeit eingestellt hat. Im Zentrum der Anklage steht der Cellist Sergej Roldugin, ein enger Freund Putins und unter anderem Patenonkel von Putins Tochter. Roldugins Name tauchte bereits vor Jahren in den sogenannten Panama Papers auf. Die Enthüllungen ordneten ihm mehrere Offshore-Firmen zu. Rodulgin selbst bestritt den Vorwurf, für Putin dunkle Geschäfte getätigt zu haben. Nun aber will die Schweizer Justiz wissen, wieso die Banker Konten auf Rodulgins Namen zugelassen hätten und die dort offenbar bewegten Millionenbeträge für unverdächtig hielten. Es sei doch bekannt, dass Putin offiziell nur ein Gehalt von 100.000 Schweizer Franken beziehe, daher hätten die Banker bei Rodulgins Aktivitäten nachfragen müssen. Die „Eröffnung der Konten“ von Firmen in Zypern und Panama mit Rodulgin als Begünstigten seien „von der Bank Rossiya vermittelt“ worden, sagt die Staatsanwaltschaft. „Roldugin war ein Strohmann“, heißt es in der Anklageschrift, die jedoch nur 18 Seiten umfasst und nach Einschätzung der Finanzjournalisten von Inside Paradeplatz die „harten Beweise“ bisher schuldig geblieben ist.
Für den aus St. Petersburg stammenden Musiker ist die Anklage in jedem Fall ein Problem. Bisher war er im Westen mehr oder weniger unbehelligt geblieben. Doch auf der am 28. Februar beschlossenen EU-Sanktionsliste steht auch sein Name. Damit wird es für ihn faktisch unmöglich, sich im Westen zu bewegen. Bei den Schweizer Behörden ist er spätestens sein 2014 verdächtig: Damals sagte er der New York Times, er sei sicherlich kein Geschäftsmann und besitze keine Millionen. Der 72-jährige Musiker hatte in Leningrad in der sowjetischen Armee gelernt und lernte dort über seinen Bruder den späteren russischen Präsidenten Wladimir Putin kennen. Er wurde schließlich Solo-Cellist im Mariinsky-Theater in St. Petersburg. Der Internationale Gerichtshof bescheinigt ihm auch Virtuosität auf einem anderen Feld: Es soll mindestens zwei Milliarden Dollar über diverse Banken und Offshore-Unternehmen verschoben haben.