Darknet und Bitcoin: Online-Plattform Silk Road geschlossen
Die US-Bundespolizei FBI hat den Internet-Drogenhandelsplatz „Silk Road“ geschlossen und seinen mutmaßlichen Betreiber festgenommen. Der 29-jährige Chemieingenieur sei am Dienstag in San Francisco verhaftet worden, teilten die Ermittler mit. Ihm werden nun Verschwörung zum Drogenhandel, zum Internet-Betrug und zur Geldwäsche vorgeworfen. „Silk Road ist heute der am weitesten entwickelte und umfassendste Handelsplatz für Kriminelle im Internet“, sagte FBI-Ermittler Christopher Tarbell. Auch von einem Auftragsmord ist die Rede.
Fälscher und Auftragsmörder
Die Internet-Plattform Silk Road (zu deutsch „Seidenstraße“) war als Handelsplatz seit Anfang 2011 online. Mehrere Tausend Händler hätten die Seite genutzt, um Hunderte Kilogramm illegaler Drogen zu verkaufen, so die Ermittler.
Im März sollen etwa 10.000 Artikel auf Silk Road erhältlich gewesen sein, unter anderem Cannabis, Kokain und LSD. Zudem biete die Seite Lernmaterial, wie Geldautomaten geknackt werden können, hieß es weiter. Besucher fänden Adressen für Verbindungen am Schwarzmarkt und könnten Fälscher sowie Auftragsmörder anheuern. Nach Berichten der britischen Zeitung Guardian allerdings war auf Silk Road das Angebot von Auftragsmord, Kinderpornografie und Kriegswaffen verboten.
Bezahlt wurde auf Silk Road mit der Internet-Währung Bitcoin. Die eine Million Kunden mussten für jede Transaktion eine Provision in Höhe von acht bis 15 Prozent entrichten. Der Betreiber der Seite hatte ihnen Anonymität zugesichert. Durch die Kombination des Tor-Browsernetzwerks und der Zahlung mit Bitcoins sollten Identitäten und Zahlungsströme verschleiert werden. Der Betreiber der Seite nannte sich Dread Pirate Roberts nach einer Figur in dem Film „Die Braut des Prinzen“. Hinter dem Pseudonym verbarg sich nach Erkenntnissen der Ermittler Ross William Ulbricht, der nun verhaftet worden ist. Mehr als 100 Fahnder waren in den vergangenen Monaten hinter ihm her. Seit Ende 2011 hatten sie verdeckt ermittelt und Drogen bestellt, die anschließend in einem Labor analysiert wurden. Bei der Verhaftung stellte das FBI Bitcoins im Wert von 3,6 Millionen Dollar sicher. Laut Anklage hatte Ulbricht über seine Website insgesamt einen Umsatz von 9,5 Millionen Bitcoins gemacht, das entsprach rund 1,2 Milliarden Dollar.
Nach der Festnahme verloren Bitcoins an Wert. Die Währung notierte nach Angaben des Internet-Händlers Mt.Gox am Mittwoch bei 110 Dollar – am Vortag waren es noch mehr als 140 Dollar. Am Donnerstag erholte sich der Kurs wieder auf gut 120 Dollar.
Anonymität fraglich
Dennoch könnte die Beliebtheit der Internet-Währung unter der Silk-Road-Affäre leiden. Denn die Staatsanwaltschaft wirft Ulbricht auch vor, im März 2012 den Mord an einem Nutzer in Auftrag gegeben zu haben. Dieser Nutzer soll damit gedroht haben, die Identität anderer Silk-Road-Kunden aufzudecken, sollte Ulbricht ihm nicht Geld zahlen. „Dass eine Person in der Lage gewesen sein soll, eine Liste von Bitcoin-Nutzern zu erstellen, unterminiert die Existenzgrundlage von Bitcoins“, so Mark Gimein vom Finanzdienstleister Bloomberg. Offensichtlich sei es durchaus möglich, Bitcoin-Zahlungen nachzuverfolgen – und die Nutzer mit diesem Wissen auch noch zu erpressen. (kau./Reuters)