Elektroautos: Scheitert die Verkehrswende an knappen Rohstoffen?

Deutschland hat bei der E-Mobilität ambitionierte Ziele. Doch reichen dafür die Ressourcen?

Die Bundesregierung will bis 2030 mindestens 15 Millionen E-Autos auf den deutschen Straßen sehen.
Die Bundesregierung will bis 2030 mindestens 15 Millionen E-Autos auf den deutschen Straßen sehen.Julian Stratenschulte/dpa

Mindestens 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen bis 2030: Dieses Ziel hat sich die Bundesregierung beim letzten Mobilitätsgipfel Anfang Januar gesetzt.

Das Vorhaben scheint sehr ambitioniert, wenn man auf die aktuelle Statistik des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) schaut: Zum 1. Januar 2022 wurden in Deutschland nur knapp 619.000 E-Fahrzeuge zugelassen, trotz einer exponentiellen Dynamik. Unzureichende Ladeinfrastruktur, Bürokratie und lange Wartezeiten auf ein neues Auto für die Kunden werden bisher als große Bremsfaktoren des Mobilitätswandels genannt.

Der Branchenverband Aluminium Deutschland hatte zudem bereits vor Monaten in der Berliner Zeitung vor Folgen der Energiekrise für die E-Mobilität gewarnt. Der Tenor: Die Produktion von Aluminium, aus dem etwa Schutzkästen für die Batterien von E-Autos hergestellt werden, wird in Deutschland immer teurer, sodass Engpässe durchaus vorstellbar sind.

Nun wird offensichtlich, dass Deutschland darüber hinaus Engpässe bei den wichtigen Rohstoffen drohen könnten, die für die Produktion von E-Autos unentbehrlich sind, nämlich bei Lithium und Kobalt. Die FAZ hat zuletzt unter Verweis auf die internen Berechnungen des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr darüber berichtet.

Roboter montieren im VW-Werk Bauteile des ID4.
Roboter montieren im VW-Werk Bauteile des ID4.Sina Schuldt/dpa

Förderung von Lithium und Kobalt nur auf wenige Länder konzentriert

Das Verkehrsministerium hat sich demnach mit der Frage beschäftigt, welche Mengen von strategischen Rohstoffen nötig sind, um die 15 Millionen Elektroautos herzustellen. Für ein durchschnittliches Elektroauto mit einer Batterie von 60 kWh und einem Elektromotor mit 150 kW (204 PS) Leistung, wie sie die Volkswagen-Modelle ID3 und ID4 etwa aufweisen, braucht es laut der Berechnung sechs Kilogramm Lithium und acht Kilogramm Kobalt. Also wären 90.000 Tonnen Lithium und 120.000 Tonnen Kobalt alleine für den deutschen Markt bis 2030 notwendig.

Das Problem: Der frühere internationale Bedarf an diesen Rohstoffen wurde von der weltweiten Produktion offensichtlich noch gedeckt. Doch da das Tempo bei den Elektroautos jetzt deutlich zunehmen sollte – so auch die Zielsetzung der Bundesregierung –, wird der Bedarf in den Jahren 2023 bis 2040 die weltweite Produktion von Lithium um 57 Prozent und die von Kobalt um 33 Prozent übersteigen, zeigt die Berechnung des Verkehrsministeriums. Als Grundlagen für die Berechnung gelten die Weltproduktion dieser Rohstoffe im Jahr 2021 sowie die Prognose für die Produktion von E-Autos bis 2030, erstellt von den Branchenanalytikern von S & P Global Mobility.

Dabei ist die Förderung von Lithium und Kobalt nur auf wenige Länder konzentriert. China ist mit einem Anteil von 60 Prozent am Weltmarkt etwa der führende Lithium-Förderer, Kongo führt mit 73 Prozent dagegen bei Kobalt.

Noch ist nicht klar, welche anderen Faktoren den Bedarf an diesen Rohstoffen bestimmen könnten. Vielleicht könnten die Hersteller beschließen, kleinere Batterien in ihre Autos einzubauen, sagen die Mobilitätsexperten dazu. Vielleicht könnte sich auch die Zusammensetzung der Batterien ändern. Bis dahin stellt sich aber die Frage nach einer stärkeren Förderung der globalen Rohstoffproduktion – oder auch nach: Recycling.