Easyjet-Manager: Auch in Tegel und Schönefeld gab es Probleme
Der Flughafen BER ist besser als sein Ruf, sagt Stephan Erler im Interview. Er erklärt zudem, wie die neue Corona-Variante Omikron das Geschäft beeinflusst.

Der britische Akzent lässt vergessen, wo der Deutschland-Chef der britischen Fluggesellschaft Easyjet geboren wurde: im ostthüringischen Gera. Im Gespräch mit der Berliner Zeitung nimmt Stephan Erler Stellung zur Kritik am Flughafen BER und erläutert, wie die neue Corona-Variante Omikron das Geschäft beeinflusst.
Herr Erler, obwohl die Kapazität noch lange nicht voll ausgelastet ist, sorgte der Flughafen BER immer wieder für Schlagzeilen. Im Herbst machten Bilder von langen Warteschlangen die Runde. Wie schätzen Sie die Situation heute ein?
Wir müssen uns klarmachen, wo wir herkommen. Auch in Tegel und Schönefeld gab es Probleme. In Tegel wurden Fluggäste mit langen Warteschlangen konfrontiert, und auf der Zufahrt zum Flughafen standen die Autos oft im Stau. Der BER ist deutlich besser zu erreichen. Anders als Tegel hat er einen Bahnanschluss.
Das wird heutige BER-Nutzer nicht trösten können.
Es stimmt, dass am BER vor allem in diesem Herbst nicht alles ohne Reibungen verlief. Doch Airlines, Bodenverkehrsdienstleister und Flughafengesellschaft haben die Botschaft verstanden und arbeiten daran, die Dinge zu verbessern. Bei unserem neuen Dienstleister haben wir personell nachgesteuert. Die Erhöhung der Mitarbeiterzahl hat dazu beigetragen, die Situation zu beruhigen. Allerdings können wir nicht alle Faktoren beeinflussen, zum Beispiel die Sicherheitskontrollen.
Welches Feedback bekommen Sie von Ihrer Kundschaft?
Von unseren Passagieren bekommen wir ein positives Feedback zum BER. Die Räumlichkeiten in Terminal 1 werden als hochwertig empfunden. Es gibt mehr Platz als zum Beispiel an den Tegeler A-Gates, wo es zum Teil ziemlich beengt zuging. Natürlich haben wir am BER noch nicht den ganzen Weg zurückgelegt. Zu einigen Themen laufen die Gespräche noch, etwa zu den defekten Rollsteigen im Terminal.
Ich habe den Eindruck, dass die Warteschlangen vor den mittleren Sicherheitskontrollen in der Halle den Warteschlangen an den benachbarten Check-in-Schaltern in die Quere kommen. Weil zwischen beiden Bereichen wenig Platz ist, wird die Situation oft unübersichtlich.
Es stimmt, wenn der Andrang groß ist, kann es in diesem Bereich aufgrund der baulichen Situation voll werden. Allerdings sind die zentralen Sicherheitskontrollen inzwischen vorrangig für Familien oder für Passagiere mit bevorzugter Abfertigung vorgesehen. Der größte Teil der Fluggäste wird zu den großen Kontrolllinien in den Pavillons links und rechts der Halle geleitet. Wenn im Frühjahr 2022 Terminal 2 öffnet, wird das noch einmal zu einer Entzerrung führen. Easyjet bleibt allerdings in Terminal 1.
Nachdem acht Monate lang immer nur eine Start- und Landebahn in Betrieb war, werden seit dem 1. Dezember wieder beide Pisten genutzt. War die Öffnung notwendig?
Das ist aus unserer Sicht eine wichtige Maßnahme. Zum Teil gab es schon wieder so viel Verkehr, dass die zweite Bahn als Entlastung gebraucht worden wäre.
Omikron bringt nun viele Reisepläne durcheinander. Spürt Easyjet das auch?
Das Bekanntwerden der neuen Virusvariante hat sich auch bei uns ausgewirkt. Passagiere machen verstärkt von ihrem Recht Gebrauch, Reisen zu anderen Zielen umzubuchen. Je nachdem, welche Länder Reisebeschränkungen erlassen, geht der Geschäfts- und Städtereiseverkehr dorthin zurück. Doch auch in diesen Fällen handelt es sich meist um kurzfristige Auswirkungen. Was langfristige Buchungen anbelangt, stellen wir dagegen keine großen Änderungen fest. Die Menschen wollen reisen, daran ändert auch Omikron nichts. Auch die Berliner halten an ihren Urlaubsplänen für 2022 fest.
Die Luftfahrtbranche befindet sich seit dem Frühjahr 2020 im Blindflug. Wie kommen Sie damit zurecht?
Eine Situation wie diese erfordert ein agiles Management, das kurzfristig auf neue Entwicklungen eingehen kann. Unsere Bilanz für das Geschäftsjahr 2021 zeigt, dass Easyjet diese Herausforderung gemeistert hat. Wir haben sowohl auf zurückgehende als auch auf sprunghaft ansteigende Fluggastzahlen gut reagiert. Als im Frühjahr 2021 sehr kurzfristig Reisebeschränkungen in Mallorca gelockert wurden und viele Deutsche spontan einen Aufenthalt auf ihrer Lieblingsinsel buchten, konnten wir der plötzlichen Nachfrage gerecht werden.
Trotzdem: Wo bleibt das Prinzip Hoffnung?
2020 waren nur wenige Menschen geimpft. Heute ist die Situation eine andere. Wer zweimal geimpft und vielleicht auch schon geboostert ist, kann sich sicher fühlen. Das beeinflusst das Reiseverhalten positiv. Wir werden weiterhin die Lage beobachten. Aber wir sind optimistisch.