Der Ort in der mageren Peripherie des hauptstadtnahen Speckgürtels hat nicht viel, womit er wuchern könnte. Aber zumindest ist Feldheim ein guter Ort, um vom Wind zu schmarotzen. Joachim Schmidt, Landwirt und gebürtiger Feldheimer, weiß von seinem Vater, dass es in Feldheim schon in den Zwanzigern des vorigen Jahrhunderts ein Windrad gab. Damals trieb das Rad eine Pumpstation der örtlichen Wasserversorgung an. Heute lässt der Wind Generatoren rotieren.
„Wir liegen so hoch wie die Turmspitze der Stadtkirche von Wittenberg“, sagt der Energiequelle-Mann Frohwitter. Die ersten fünf Windräder stachen die Ökostromer Ende der Neunzigerjahre vom ehemaligen LPG-Land aus in den Himmel. Immer mehr kamen hinzu.
Als dann vor etwa drei Jahren eine Biogasanlage entstand, um Gülle aus der Schweinemast in Wärme zu verwandeln und dem lokalen Maisanbau einen Sinn zu geben, begann auch die Metamorphose des Feldheimers vom gemeinen Dörfler zum Energierebellen. Zwar war die Anlage anfangs nur gedacht, um die Ferkel warm zu halten und eine Metallbaufirma mit billiger Wärme anzulocken. Doch die Gülle gab noch mehr her. Und so kamen die Feldheimer sehr bald darauf, auch ihre Häuser auf diese Art zu heizen.
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Strom vor der Haustür produziert
Joachim Schmidt war von Anfang an dabei. Zunächst sei es in Feldheim nur um die Wärmeversorgung gegangen, erzählt er. Im Dorf sollte ein eigenes Nahwärmenetz verlegt werden. „Aber bald ging es auch um den vor unserer Haustür produzierten Windstrom“, erinnert sich der 56-Jährige. Dafür wollten die Feldheimer dem Energieversorger Eon das Stromnetz abkaufen. Doch der stellte sich quer und rechnete wohl damit, dass die Dörfler klein beigeben. Aber gerade das haben sie nicht getan, stattdessen die gut drei Dutzend Häuser im Dorf selbst verkabelt und zusammen mit der Stadt und der Agrargenossenschaft ihren eigenen örtlichen Energieversorger als GmbH & Co. KG gegründet. Jeder Feldheimer hat sich mit 3000 Euro beteiligt. Hinzu kamen Kredite und Fördermittel aus Brüssel.
Heute bekommen sie die Wärme aus der eigenen Biogasanlage und kaufen den Windstrom bei der Energiequelle GmbH, und da das Dorfwerk keinen Gewinn machen muss, sind die Preise unschlagbar niedrig. Während Eon Edis, der lokale Grundversorger, derzeit gut 24 Cent für die Kilowattstunde Strom verlangt, zahlen die Feldheimer 16,6 Cent. „Und das wird auch in zehn Jahren noch so sein“, sagt Joachim Schmidt. Eher noch weniger, weil dann die Kredite getilgt sein werden. „Auf jeden Fall entscheiden wir selbst, wie viel der Strom kostet.“
Das gilt auch für die Biowärme, die die Feldheimer bislang nicht in Stich ließ. Bis auf 24 Grad Minus sei die Quecksilbersäule in den vergangene Tagen gefallen, erzählt Schmidt. Frieren musste niemand. 7,5 Cent kostet die Kilowattstunde. Damit spare er schon jetzt etwa zehn Prozent.
Mit steigenden Heizölpreisen wachse der Vorteil, sagt er. Außerdem sei es ja auch von Vorteil, wenn im Dorf nicht mehr 160.000 Liter Heizöl verfeuert werden, aber dafür in der Biogasanlage zwei Arbeitsplätze gesichert sind.
In der Biogasanlage werden jährlich 3500 Kubikmeter Schweine- und Rindergülle mit 6000 Tonnen Mais von umliegenden Feldern und Bakterien zum Gasen gebracht. Das Biogas treibt einen Motor, der wiederum lässt einen Generator zur Stromerzeugung rotieren. Mit der Abwärme des Motors wird geheizt.
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