EZB fordert von Banken Zurückhaltung

Die EZB sieht für einige Banken mögliche Probleme mit der Kernkapitalquote. 

Die EZB in Frankfurt am Main.
Die EZB in Frankfurt am Main.Foto: dpa

Die EZB-Bankenaufsicht fordert die Geldhäuser im Euro-Raum angesichts der Corona-Pandemie weiterhin zum Verzicht auf Gewinnausschüttungen auf. Banken sollen Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe nun bis zum 1. Januar 2021 aussetzen, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Dienstag in Frankfurt am Main mitteilte. Bei den Boni für Manager sollten die Banken „extrem zurückhaltend“ vorgehen. Bislang hatte die EZB an die Geldhäuser appelliert, bis mindestens zum 1. Oktober keine Gewinne auszuschütten. Die überarbeite Empfehlung sei befristet und eine Ausnahme. Banken sollten in der Corona-Krise in der Lage bleiben, Verluste zu verkraften und die Wirtschaft zu unterstützen, begründeten die Aufseher ihr Anliegen. Bei den Banken stieß die Empfehlung auf Kritik. Die EZB war den Banken im März mit einer Reihe von Erleichterungen entgegengekommen und hatte den Geldhäusern unter anderem erlaubt, ihre Kapitalpuffer anzugreifen. Diese müssen sie erst wieder auffüllen, nachdem die Kapitalaufzehrung durch die Corona-Krise ihren Höhepunkt erreicht hat. Über den Zeitplan soll nach dem 2021 vorgesehenen EU-weiten Bankenstresstest entschieden werden. Die EZB will den Instituten erlauben, von bestimmten Kapitalvorgaben bis Ende 2022 und von einigen Liquiditätsvorgaben bis Ende 2021 abzuweichen. Manche Maßnahmen, die die EZB zu Krisenbeginn beschlossen hatte, werden aber nun zurückgenommen. So sollen beispielsweise Vorort-Inspektionen wieder aufgenommen werden. Die Bankenwächter veröffentlichten darüber hinaus die Ergebnisse einer Analyse, die die möglichen Auswirkungen des Konjunktureinbruchs infolge der Corona-Pandemie auf die Banken abschätzt. In einem extremen Szenario würde danach die Kernkapitalquote (CET 1) der Institute bis Ende 2022 deutlich schrumpfen. „Alle unsere Aufsichtsmaßnahmen und -schritte sind und werden weiter darauf ausgerichtet sein, sicherzustellen, dass der Bankensektor robust bleiben kann und die wirtschaftliche Erholung mit einem angemessenen Kreditangebot unterstützt“, erklärte EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria in einem Blog-Beitrag. Auch in Großbritannien befasst sich die Aufsicht mit dem Thema. Die Bank von England kündigte an, sie werde untersuchen, ob die Aussetzung von Aktienrückkäufen und Dividendenzahlungen über 2020 hinaus verlängert werden soll. Der Aufbau starker Kapital- und Liquiditätspuffer seit der Finanzkrise habe Banken während der Corona-Pandemie in die Lage versetzt, weiterhin Kredite an Haushalte und Unternehmen auszureichen, sagte Enria. Daher sei es umso wichtiger, dass Geldhäuser diese Polster jetzt weiterhin nutzen, um sich auf dieses übergeordnete Ziel zu konzentrieren. (Reuters)