Die Europäische Zentralbank hat in den vergangenen Wochen im großen Stil italienische Staatsanleihen gekauft. Bloomberg schreibt, die milliardenschwere Ankäufe stellten die „erste Verteidigungslinie“ der EZB dar, um Italien vor einem Vertrauensverlust der Anleger zu bewahren. Seit dem Bekanntwerden des Rücktritts des ehemaligen EZB-Chefs Mario Draghi als Ministerpräsident Italiens sind an den Märkten die Zweifel gewachsen, dass in Rom künftig von politischer Stabilität auszugehen sei.
Die von der EZB für Juni und Juli veröffentlichten Zahlen zeigen, dass die EZB italienische Staatsanleihen im Wert von zehn Milliarden Euro gekauft und deutsche Staatsanleihen (Bonds) im Wert von 14 Milliarden Euro verkauft hat. Die Ankäufe erfolgten im Rahmen des neuen EZB-Nothilfeprogramms (Transmission Protection Instrument, TPI) für überschuldete europäische Staaten. Die Gelder stammen aus den Corona-Fonds der EZB und sind vor allem Kreditumstrukturierungen: Das bedeutet, dass die EZB Mittel, die ihr aus auslaufenden Krediten zufließen, in neue Kredite vor allem für die Staaten Südeuropas steckt.
Italien ist auf Energiekrise wesentlich besser vorbereitet
Nach Ansicht von Zentralbank-Kennern ist eine Fortsetzung im August nicht zu erwarten, weil sich vor allem in Italien die Lage verbessert hat: Die Wirtschaftsdaten sind gut, Italien ist aus Sicht der Energiekrise wesentlich besser vorbereitet und die mögliche neue Regierungschefin, die Neofaschistin Giorgia Meloni, hat ihren Schrecken verloren: Meloni sei transatlantisch und nicht Putin-nah wie Matteo Salvini und stelle daher kein geopolitisches Risiko dar, so Insider. Ein weiteres Einschreiten der EZB gilt unter anderem als unwahrscheinlich, weil die weiter steigende Inflation die italienischen Staatschulden im Vergleich zum BIP automatisch abschmilzt.
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Es wird erwartet, dass die Inflation durch das von Draghi auf den Weg gebrachte Konjunkturpaket weiter angeheizt wird. Einen Dämpfer erhielten die zuletzt positiven Erwartungen am Montag: Die Ratingagentur Moody’s stufte den Ausblick für Italien herunter. Der Spread – also der Unterschied zwischen den Kreditkosten zwischen Deutschland und Italien – stieg am Montag auf 213 Basispunkte, ein leichter Anstieg im Vergleich zum Freitag. Allerdings wird die Lage erst bei einem Spread von 250 Basispunkten als kritisch für die Stabilität der Eurozone angesehen. Die EZB hofft, dass das TPI-Programm nicht mehr aktiviert werden muss – sondern bereits seine reine Existenz „im Schaufenster“ des währungspolitischen Instrumentariums den Euro stabilisiert.