Bundesregierung will Fachkräfte aus Afrika und Asien nach Deutschland holen

Im Kampf gegen den Fachkräftemangel will die Regierung offenbar gezielt die Arbeitsmigration aus Afrika, dem Nahen Osten und Asien fördern.

Entwicklungsministerin Svenja Schulze und Arbeitsminister Hubertus Heil (beide SPD) besuchen eine Mülldeponie in Ghana, auf der unter anderem deutscher Müll liegt.
Entwicklungsministerin Svenja Schulze und Arbeitsminister Hubertus Heil (beide SPD) besuchen eine Mülldeponie in Ghana, auf der unter anderem deutscher Müll liegt.Christophe Gateau/dpa

Deutschlands Fachkräftemangel bleibt seit Jahren auf einem hohen Niveau. Was tun? Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat vor kurzem bereits die Unternehmen aufgefordert, auch ältere Menschen verstärkt zu beschäftigen. 

Nun wird klar, dass die Bundesregierung auch die Arbeitsmigration gezielt fördern will. Arbeitsminister Heil und Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) wollen sich dazu heute bei ihrem Besuch in Ghana dafür aussprechen, dass das dortige deutsche Migrationsberatungszentrum ab sofort verstärkt Fachkräfte gewinnt und ausbildet. Zuvor hat sich das Zentrum vor allem um europäische Rückkehrer bemüht.

Zentren in Marokko und Nigeria, aber auch im Irak und in Pakistan geplant

Aus der entsprechenden Erklärung der beiden Politiker hat bisher das Nachrichtenmagazin Spiegel zitiert. „Während viele Länder, wie zum Beispiel Ghana, vor der Herausforderung stehen, Jobs für ihre junge, wachsende Bevölkerung zu schaffen, sorgt der demografische Wandel in Deutschland dafür, dass wir in vielen Bereichen händeringend Arbeitskräfte benötigen“, so Entwicklungsministerin Schulze. Die Migration solle gesteuert werden, damit sie zum beiderseitigen Vorteil diene. Man wolle aus der „Einbahnstraße eine Zweibahnstraße machen“.

Insgesamt sollen die neuen Zentren für Migration und Entwicklung in neun Ländern eingerichtet werden, neben Ghana noch in Marokko, Tunesien, Ägypten, Jordanien und Nigeria, im Irak und in Pakistan sowie in Indonesien. Sie sollen mit 150 Millionen Euro über drei Jahre vom Entwicklungsministerium finanziert werden. Diese Zentren sollen die Arbeitskräfte vor allem für Deutschland, aber auch für Afrika ausbilden.

Deutsche Industrie will auch Fachkräfte in Afrika ausbilden – für sich selbst

Auf ihrer aktuellen Afrika-Reise werben Entwicklungsministerin Svenja Schulze und Arbeitsminister Hubertus Heil generell für eine bessere wirtschaftliche Zusammenarbeit Deutschlands mit dem südlichen Kontinent. Einer der größten europäischen Wirtschaftsverbände, der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), will darüber hinaus mit der eigenen Initiative „Fachkräfte für Afrika“ die Präsenz deutscher Unternehmen in Afrika ausbauen. „Afrikas Märkte rücken zunehmend in den Fokus des Maschinen- und Anlagenbaus aus Deutschland und Europa“, erklärte der Verband am Dienstag. 

Teil dieser Initiative sind moderne berufliche Trainingszentren in Botswana, Kenia und Nigeria, in denen Fachkräfte ausgebildet werden sollen. Dies werde helfen, so die Erwartung, die Produktion vor Ort durch den Einsatz moderner Maschinen und Anlagen international wettbewerbsfähig zu machen. „Von diesem einzigartigen Qualifizierungsprogramm profitieren Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen. Unternehmen können zudem Strukturen vor Ort mitgestalten, ein Netzwerk zu wichtigen Marktakteuren aufbauen und das dringend benötigte Fachpersonal mit ausbilden“, wirbt der Verband. Diese Zentren werden bereits seit 2016 aufgebaut, bereits zwölf Millionen Euro wurden vom VDMA und dem Bundeswirtschaftsministerium investiert. Der Verband betont, dass qualifiziertes Personal für die Industrie in Deutschland, aber auch in Afrika vonnöten sei.

Für die Unternehmen in Deutschland ist es allerdings vor allem eine Frage der Kosten, denn es bleibt offen, inwiefern diese qualifizierten Fachkräfte aus Afrika günstiger sind als die vielen Arbeitslosen in Deutschland.