Falsche Pressekonferenz in Berlin: PENG!-Aktionskünstler narren Vattenfall und täuschen Medien
Cottbus/Berlin - Gefälschte Internetseiten und Pressemitteilungen: Der schwedische Energiekonzern Vattenfall sieht sich einer Kampagne der gezielten Verbreitung von gefälschten Konzern-Informationen ausgesetzt. Seit einigen Tagen werden in Deutschland und Schweden gefälschte Webseiten, Mitteilungen und Twitter-Accounts in Umlauf gebracht, wie der Konzern am Freitag in Berlin mitteilte. Darin stehen demnach auf Deutsch und Schwedisch Falschinformationen über das Unternehmen. Vattenfall prüft nach eigenen Angaben rechtliche Schritte gegen die Urheber.
Der jüngste Vorfall ereignete sich am Freitag. Aktivisten der Aktionskunstgruppe PENG! haben am Vormittag eine Pressekonferenz im Foyer bei Vattenfall Europe in Berlin abgehalten. Darin stellten die Aktivisten eine angebliche energiepolitische Neuausrichtung des Konzerns inklusive Ausstieg aus der Kohleindustrie vor. Hierzu legten sie auch eine passende Internetseite im Vattenfall-Design an. Bei Vattenfall wirkte man überrascht über den Besuch, ging jedoch zunächst offenbar davon aus, dass es sich tatsächlich um Vertreter des eigenen Konzerns handelte.
Gleichzeitig wurde auch eine Pressemitteilung mit dem Inhalt, dass Vattenfall von seinen Plänen des Verkaufs seiner Gruben und Braunkohle-Kraftwerke in der Lausitz abgerückt sei, an die Medien geschickt. Der RBB griff die falsche Pressemitteilung auf und twitterte eine Eilmeldung.
Die gefälschte Mitteilung war mit einem Logo des Konzerns, einem vermeintlichen Zitat der Geschäftsspitze der Vattenfall GmbH sowie den Kontakten von Pressesprechern des Unternehmens versehen. Zudem wurde auf die Internetseite der so genannten „Responsibility Initiative“ verwiesen, die sich an das Erscheinungsbild der Vattenfall-Webseite anlehnt. Der Konzern reagierte unmittelbar danach und teilte mit, dass es sich um eine Falschmeldung handele.
Seit Herbst ist bekannt, dass Vattenfall seine Tagebaue und Braunkohle-Kraftwerke in Ostdeutschland verkaufen will. Ein Käufer steht noch nicht fest. Der Energieträger ist umstritten, weil er als umweltschädlich gilt und ganze Orte für die Förderung abgebaggert werden müssen. Für Befürworter ist die Braunkohle dagegen ein wichtiger Arbeitgeber in der Lausitz mit rund 8000 Arbeitsplätzen.
Derzeit gibt es im zweitgrößten Braunkohlerevier Deutschlands großen Widerstand gegen die vom Bund geplante Abgabe für ältere Kohlekraftwerke. An diesem Samstag wollen Tausende Kohlekumpel in Berlin dagegen demonstrieren. In der nächsten Woche ist nach Vattenfall-Angaben eine Konzern-Hauptversammlung in Stockholm geplant. (BLZ/dpa)