Finanzen der IHK: Handelskammern halten Ausgaben geheim
Deutschlands Kammern sind einflussreich. Ob Flughafenausbau oder Energiewende – als Lobby der regionalen Wirtschaft reden die Kammern bei politischen Entscheidungen mit. Und die deutschen Kammern sind vermögend. In Rücklagen horten sie Milliarden, über Pflichtbeiträge sind sie am Gewinn der örtlichen Unternehmen beteiligt.
Doch wie mächtig und wie reich sind die 308 deutschen Kammern tatsächlich? Kritiker von Kammerzwang und Zwangsbeiträgen haben versucht, das herauszufinden – und stießen auf eine Mauer des Schweigens. Der erste „Kammerbericht 2012“ des Bundesverbands für freie Kammern (BffK) wollte auflisten, wie viele Mitglieder die Kammern haben, wie hoch deren Beiträge im Schnitt sind und wohin das Geld letztlich fließt.
Kaum Informationen
Doch die öffentliche Informationen über das wirtschaftliche Handeln der Kammern sind mager. Das Statistische Bundesamt etwa erhebt dazu keine Zahlen. Und die Kammern selbst mauern. Die meisten Häuser ließen Fragen zu Ausgaben, Höhe der Managergehälter und Aufwandsentschädigungen unbeantwortet, moniert der BffK. Im Dunklen bleiben auch die wirtschaftlichen Verflechtungen des „Konzerns IHK“.
Es gebe keine verlässliche Daten über die zahlreichen Beteiligungen und Tochterfirmen der Kammern, die zum Teil als gewerbliche Betriebe am Markt agierten und im Wettbewerb zu anderen, normalen Unternehmen stünden. Laut BffK betreiben die deutschen Kammern etwa Verlage und IT-Firmen, Hotels, Qualitätsinstitute und Bildungseinrichtungen, in denen „erhebliche Vermögenswerte“ steckten.
Keine Transparenz im Kammerland
In seinem Bericht kommt der BffK zu dem Schluss: „Mindestanforderungen hinsichtlich der Transparenz, die heute für alle Teile der Gesellschaft gelten, sind in Kammerland außer Kraft gesetzt“. Vor allem bei den Handwerkskammern und den berufsständischen Kammern sei der „Mangel an Transparenz“ besonders auffällig. In Einzelfällen werde gar die tatsächliche Finanzlage „bewusst verschleiert“.
Viele Unternehmer ärgern sich, dass sie zum Zahlen gezwungen sind, ohne Leistungen nutzen zu wollen. Vor allem Handwerker würden ordentlich zur Kasse gebeten, moniert der BffK. In Hamburg müsse etwa ein Betrieb mit einem Jahresgewinn von 130.000 Euro mehr als 2800 Euro an die Handwerkskammer abführen. Solche Beiträge stellten für die Handwerker „eine unzumutbare Belastung“ dar. Dabei sind die Kassen prall gefüllt. Allein die 80 Industrie- und Handelskammern der Republik sitzen laut BffK auf einem Schatz von Rücklagen und Rückstellungen in Höhe von 1,7 Milliarden Euro.