Berlin-Analysten besprechen Notenbanker gerne als Falken oder Tauben. Für sich ist das ein interessantes Bild, weil es auf den Blick etwas anderes suggeriert, könnte man meinen, als sich dahinter verbirgt. So werden als Falken solche Notenbanker gehandelt, die sich für eine strengere Geldpolitik aussprechen, immer unter Bedacht, die Inflation im Griff zu behalten. Täubchen, pardon Tauben, werden wiederum jene Banker genannt, die kein Problem damit haben, Geld zu drucken, um Wirtschaftskrisen beizukommen.
Die Europäische Zentralbank wird derzeit in ihrem Kurs von Tauben bestimmt. Präsidentin Christine Lagarde müht sich fürwahr, mit weiten Schwüngen über die Kliffe der Corona-Pandemie zu gleiten. Letztlich ist es aber wie bei ihrem Vorgänger Mario Draghi: Ihren Tauben-Kurs beobachten viele Ökonomen pikiert. An vorderster Front stehen dabei ein ums andere Mal Gruppen wie die rund um den AfD-Gründer Bernd Lucke, die mit ihrer Verfassungsbeschwerde vor kurzem nach 2015 ein weiteres Mal gegen die Politiken europäischer Institutionen gescheitert ist. Das Bundesverfassungsgericht füttert offenbar lieber die Ratten, als die vermeintlichen Könige der Lüfte.
Und tatsächlich: Mögen die Falken am Himmel noch so imposant wirken, sei doch einmal mit der Modern Monetary Theory (MMT) gefragt, ob sich – um in der Parasiten-Logik zu bleiben – Tauben nicht eher durchs Leben zu hacken wissen. Vielleicht ist es Zeit, mit der ewigen Inflationsangst zu brechen. Anhänger der MMT meinen zum Beispiel: Der Staat, der seine eigene Währung druckt, kann gar nicht Pleite gehen. Geld ist vielmehr ein Geschöpf der Rechtsordnung. So oder so: Während der Kapitalmarkt mit unendlichen Bewertungen für Unternehmen wie Tesla an der Realität vorbei galoppiert, scheint die Frage, wie viel Geld wert ist, ohnehin obsolet.