Glencore-Xstrata-Fusion: Hochzeit zweier Riesen

Es ist nicht weit vom Schweizer Ort Baar, in dem der größte Rohstoffhändler der Welt, Glencore, residiert, bis in die Innenstadt des Schweizer Städtchens Zug. Dort, nicht einmal zwei Kilometer entfernt, befindet sich die Zentrale des Bergbau-Riesen Xstrata. Ein Spaziergang genügt den Glencore-Managern also, um bei Xstrata vorbeischauen und über die Fusion der Konzerne zu reden. Gerüchte gab es schon lange, seit gestern sind die Verhandlungen offiziell.

Die von Glencore dominierte Fusion wäre die größte in der Rohstoffbranche seit fünf Jahren. Weltweit ist Xstrata die Nummer fünf im Bergbau. Zusammen würden beide auf Platz vier aufrücken. Glencore handelt mit fast allem, was aus dem Boden gebaggert, gesprengt und gesaugt wird: Kupfer, Nickel, Kohle, Erdöl. Auch mit Agrarrohstoffen handelt Glencore, das in den 70er-Jahren vom legendären Händler Marc Rich gegründet und später verkauft wurde. Glencore versucht schon seit einiger Zeit, auch in Minen zu investieren. Deshalb ist Xstrata so interessant.

Glencore-Chef Ivan Glasenberg sagte gestern: „Wir haben schon immer geglaubt, dass diese beiden Unternehmen zusammengehören.“ Tatsächlich hält Glencore bereits einen 34-prozentigen Anteil an Xstrata. Nach dem aktuellen Marktpreis müsste Glencore für die restlichen Anteile rund 25 Milliarden Euro bezahlen. Vermutlich allerdings deutlich mehr, denn die Altaktionäre verlangen in der Regel einen Aufschlag. Am Donnerstag schoss der Aktienkurs von Xstrata deshalb um fast zehn Prozent in die Höhe. Beim Minenkonzern von nebenan gab man sich allerdings deutlich zurückhaltender. „Die Gespräche könnten oder könnten auch nicht zu einem Angebot führen, hieß es von Xstrata.

Lohnt der Zusammenschluss für die Beteiligten? Allzu groß werden in der Branche die Synergien zwischen den beiden Konzernen nicht geschätzt. Credit Suisse hatte im Oktober die jährlichen Einsparungen im Fall einer Fusion auf gut 500 Millionen Euro pro Jahr taxiert. In der Hauptsache wäre die Fusion für Glencore also eine Milliardenwette auf weiter steigende Rohstoffpreise. Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann hält diese Wette allerdings für aussichtsreich. „Der Superzyklus für Rohstoffe ist intakt. Die Weltwirtschaft wird immer mehr Rohstoffe brauchen.“

Auf der Angebotsseite sieht die Commerzbank dagegen massive Probleme. Viele Minen kämpften mit sinkendem Metallgehalt, sagte Briesemann. Zweitens sei es immer schwieriger, an Lager heranzukommen. Drittens verlagere sich die Rohstoffproduktion zunehmend in politisch instabile Regionen. All diese Probleme halten seiner Ansicht nach auf lange Zeit die Preise weit oben.

Für die Kunden wäre die Fusion allerdings keine gute Nachricht. „Die Konzentration im globalen Bergbau nimmt zu“, sagte Briesemann. Neue Projekte würden zwar oft von kleinen Gesellschaften vorangetrieben, die häufig aber später von den Großen gekauft würden. Und die Großen und Mittelgroßen schlössen sich zusammen. „Gerade 2011 haben wir eine regelrechte Übernahmewelle gesehen. Die Folge ist, dass das Angebot in immer weniger Händen konzentriert ist.“