Hans-Böckler-Stiftung: Studie zeigt, wie viel Manager bei deutschen Unternehmen verdienen

Berlin - Manager verdienen nicht nur mehr als ihre Angestellten, sondern ein Vielfaches davon. Eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zeigt: Die Vorstände der 30 Konzerne aus dem Deutschen Aktienindex (Dax) erhalten im Durchschnitt fast 60 Mal mehr als ihre Beschäftigten. Ist das noch angemessen, fragt die Stiftung, und ist das leistungsgerecht?

Wie errechnet sich das Manager-Gehalt?

Die Böckler-Stiftung legt die so genannte „Manager to Worker Pay Ratio“ zu Grunde. Dabei wird zum einen das Durchschnittsentgelt eines Vorstands berechnet. Auf der anderen Seite steht der gesamte Personalaufwand des Unternehmens, geteilt durch die Zahl der Mitarbeiter. Das Verhältnis beider Zahlen zeigt an, das Wievielfache ein Vorstand im Verhältnis zum durchschnittlich entlohnten Beschäftigten erhält.

Wie viel erhalten die Manager?

Im Durchschnitt lag das Verhältnis von Manager- zu Beschäftigtengehalt im Jahr 2014 bei 57, sprich: Der Manager verdiente 57 Mal mehr als sein Angestellter. Der so genannte Median lag beim 48-Fachen, das heißt: Die eine Hälfte der Unternehmen zahlte eine höhere Rate, die andere Hälfte eine geringere.

Ist das im internationalen Vergleich viel?

Nicht wenn man die USA zum Maßstab nimmt. Dort erhielten Vorstände nach einer Untersuchung des Gewerkschaftsverbandes AFL-CIO das 335-Fache ihrer Beschäftigten. „Es ist zu vermuten, dass sich die Gerechtigkeits- und Neiddebatte ab einer bestimmten Grenze nicht mehr steigert – das mehr als 300-Fache wird dann nicht als ungerechter empfunden als das 100-Fache“, kommentiert die Böckler-Stiftung.

Wo sind die Bezüge deutscher Manager besonders hoch?

Am meisten zahlt Volkswagen. Dort bekommen Vorstände das 141-Fache eines durchschnittlichen Beschäftigtengehalts – 2008 war es allerdings noch das 192-Fache. Dahinter folgen Deutsche Post (132-fach), Adidas (116-fach) und Henkel (98-fach). Am wenigsten relativ zu den Belegschaften erhalten Vorstände bei Beiersdorf, dort ist es nur das 17-Fache. Das bedeutet allerdings immer noch: Was ein Beiersdorf-Vorstand in einem Monat erhält, dafür muss der Durchschnittsbeschäftigte fast 1,5 Jahre arbeiten. Am unteren Ende der Tabelle steht auch die Commerzbank (18-fach). Die Bank musste in der Finanzkrise jedoch vom Staat gerettet werden und verpflichtete sich auf eine Deckelung der Vorstandsbezüge.

Verdienen die Manager mehr als früher?

Im Durchschnitt ja. Für das Jahr 2005 errechnet die Böckler-Stiftung ein Verhältnis von Vorstands- zu Beschäftigtenentgelt von 42. Der Konjunkturaufschwung der folgenden Jahre ließ das Verhältnis bis 2008 auf 58 steigen. „Im gleichen Zeitraum partizipierten die Beschäftigten nicht im gleichen Ausmaß am Aufschwung wie die Vorstandsmitglieder“, so die Forscher. Dies sei ablesbar auch an den Personalkosten pro Mitarbeiter. Bis zum Jahr 2011 stieg das Verhältnis – trotz Krise – bis auf 62. Erst im Jahr 2014 sei es wieder gesunken.

Wo sind die Bezüge gestiegen?

Von den 25 Dax-Konzernen, die seit dem Jahr 2005 im Dax-Index enthalten sind, erzielten neun im Jahr 2014 einen Rekordwert, sprich: Das Verhältnis von Vorstandsbezug zu Beschäftigtengehalt erreichte einen Spitzenwert. Das waren Adidas, Bayer, BMW, Daimler, Deutsche Post, Henkel, Münchener Rück, SAP und ThyssenKrupp. Dagegen lag das Verhältnis bei sechs Konzernen unter dem Wert von 2005: Allianz, Linde, die Krisenbanken Deutsche Bank und Commerzbank sowie die ebenfalls kriselnden Energieriesen Eon und RWE.

Was fordern die Kritiker?

Laut Deutschem Corporate Governance Kodex soll der Aufsichtsrat eines Konzerns das Verhältnis der Vorstandsvergütung zur Vergütung des oberen Führungskreises und der Belegschaft insgesamt „berücksichtigen“. Diese Formulierung halten die Forscher der Böckler-Stiftung für zu weich, sie könne den Anstieg der Vorstandsbezüge nicht bremsen.

Sie fordern daher, dass in einem getrennten Vergütungsbericht die Angemessenheit des Verhältnisses von Vorstands- zu Belegschaftseinkommen begründet und näher aufgeschlüsselt werden soll. So sei „garantiert, dass sich der gesamte Aufsichtsrat eingehend mit der Pay-Ratio-Thematik befasse“ und die Öffentlichkeit informiert werden. Mehr Transparenz sei „ein erster Schritt“, so die Stiftung. „Wenn die Zahlen auf dem Tisch liegen müssen, kann der Aufsichtsrat die für das Unternehmen beste Lösung finden, etwa einen Höchstwert für die Pay Ratio.“