In der Eurozone hat die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal wegen der Corona-Krise den stärksten Einbruch seit 25 Jahren erlitten. In den Monaten April bis Juni sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im gemeinsamen Währungsraum im Quartalsvergleich um 12,1 Prozent geschrumpft, teilte die Statistikbehörde Eurostat am Freitag nach einer ersten Schätzung mit. Dies ist das stärkste Minus seit Beginn der Erhebung 1995. Besonders hart getroffen wurde Spanien: das Land ist durch die Corona-Krise in die tiefste Rezession seiner Geschichte gerutscht.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) fiel im Frühjahr um 18,5 Prozent zum Vorquartal, wie das Nationale Statistikamt am Freitag mitteilte. Das Minus ist damit sogar noch größer als die Expertenerwartung von 16,6 Prozent, nachdem die Wirtschaft zwischen Barcelona und Sevilla im ersten Quartal um 5,2 Prozent geschrumpft war. Auch die ohnehin schon hohe Arbeitslosigkeit in Spanien ist weiter gestiegen. Zwischen April und Juni gingen eine Million Jobs verloren - so viele wie nie zuvor in einem Quartal. Die Quote erhöhte sich auf 15,33 nach 14,41 Prozent zu Beginn des Jahres.
Die EU-Kommission sagt dem südeuropäischen Land für dieses Jahr einen BIP-Einbruch um 10,9 Prozent voraus. Aus dem jüngst in Brüssel geschnürten Corona-Hilfspaket winken Spanien laut Regierungschef Pedro Sanchez 140 Milliarden Euro - etwas mehr als die Hälfte davon sind Zuschüsse.
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Italiens Wirtschaft ist dagegen in der Corona-Krise nicht ganz so tief eingebrochen wie befürchtet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank von April bis Juni im Vergleich zum Vorquartal um 12,4 Prozent, wie das Statistikamt Istat am Freitag in Rom mitteilte.
Auch wenn die Behörde von einem „beispiellosen Konjunktureinbruch“ sprach, erwiesen sich die Prognosen vieler Experten damit als doch zu pessimistisch: Die von Reuters zuvor befragten Ökonomen hatten einen durchschnittlichen Rückgang um 15 Prozent auf dem Zettel, nach einem Minus von lediglich 5,4 Prozent zu Jahresbeginn. „Das ohnehin nur dürftige Wachstum der vergangenen Jahre wurde mit dem ersten Halbjahr 2020 auf einen Schlag vernichtet“, sagte der Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Laut Istat kam die Wirtschaft in Italien in allen Bereichen unter die Räder.
Der Konjunktursturz im Frühjahr ist zwar tiefer als der in Deutschland (minus 10,1 Prozent), aber nicht so gravierend wie in Spanien, wo es beim BIP ein Minus von 18,5 Prozent gab. Gemessen am Vorjahr sank das BIP in Italien im zweiten Quartal um 17,3 Prozent. Vor allem der Tourismus-Sektor leidet weiter, wie sich an vielen Urlaubsorten zeigt. Um konjunkturell wieder auf die Beine zu kommen, winken Italien laut Regierungschef Giuseppe Conte 209 Milliarden Euro aus dem jüngst von der EU beschlossenen Corona-Hilfstopf – davon 81 Milliarden Euro Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Conte hat als Reaktion auf die Krise ein Wirtschaftsprogramm aufgelegt, das er als „Mutter aller Reformen“ bezeichnete. So sollen die Bürokratie abgebaut und Investitionen erleichtert werden.
Zudem ist geplant, 75 Milliarden Euro für Hilfszahlungen an Firmen und Privathaushalte bereitzustellen. Anfang August soll ein weiteres Konjunkturpaket im Umfang von 25 Milliarden Euro geschnürt werden. Die Regierung in Rom erwartet für 2020 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um acht Prozent, hofft aber darauf, dass es nicht ganz so schlimm kommen wird. (BLZ mit Reuters)