Insolvente Drogeriekette: Schlecker überlebt in Spanien

In Spanien und Portugal lebt Schlecker auch nach dem Aus in Deutschland weiter. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hat für die beiden Auslandstöchter einen Käufer gefunden: Die in sieben Ländern vertretene Einzelhandelskette Distribuidora Internacional de Alimentacion (DIA) übernimmt die mehr als 1100 Filialen, die vier Logistikzentren, die rund 4000 Mitarbeiter und die Waren. DIA bestätigte zunächst nur Verhandlungen mit Schlecker und bezifferte den Kaufpreis auf rund 70 Millionen Euro. Nun muss nur noch die EU-Wettbewerbsbehörde zustimmen, dies wird bis April 2013 erwartet.

Ein Sprecher des Insolvenzverwalters sagte, damit hätten alle Auslandstöchter von Schlecker einen neuen Eigentümer. Schlecker ist mit 320 Millionen Euro Umsatz die einzige größere Drogeriekette in Spanien und gilt als profitabel. Ob die Märkte auch künftig unter dem Namen Schlecker weitergeführt werden, wisse er nicht. DIA erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von mehr als elf Milliarden Euro. Das Unternehmen gehört zu den wichtigsten 35 börsennotierten Firmen in Spanien. DIA-Supermärkte gibt es in zahlreichen Ländern, seit mehr als einem Jahr ist der Konzern in Spanien an der Börse notiert.

Die Erfolgsmeldung wird durch eine Niederlage von Geiwitz vor Gericht getrübt. Wie die Hessische Allgemeine berichtet war die Kündigung einer Mitarbeiterin aus Witzenhausen unrechtmäßig. Das Arbeitsgericht bemängelte, dass die Kündigung an die falsche Arbeitsagentur geschickt worden sei. Statt an die Agentur in Kassel, die für die Frau zuständig ist, ging die Anzeige zentral nach Ulm. Der Anwalt der Frau sagte dem Blatt, dass aus diesem Grund tausende Kündigungen unwirksam sein dürften. Vor einigen Wochen habe es bereits ähnliche Niederlagen vor Gericht gegeben, schreibt die die Zeitung. Die früheren Mitarbeiterinnen werden aber wohl nicht viel von dem Urteil haben. Es ist schlicht kein Geld mehr übrig.

Aus Schlecker wird Budni

In Deutschland verschwinden allmählich die blauen Schriftzüge mit dem Markennamen Schlecker. Die Hamburger Drogeriemarktkette Budnikowsy, die bereits sieben frühere Filialen übernommen hat, will im nächsten Jahr „den einen oder anderen Standort von Schlecker übernehmen“, sagte Geschäftsführer Cord Wöhlke. 2012 seien mit den Läden auch 45 Mitarbeiter ins Unternehmen gekommen.

Auf längere Sicht will „Budni“ ein regional verwurzeltes Unternehmen bleiben: „Wir wollen vor allem in Stadtteile expandieren, in denen wir noch nicht vertreten sind, sagte Wöhlke. „Da besteht für uns noch viel Potenzial.“ Zudem wolle sich „Budni“ verstärkt um regionale Hersteller und Lieferanten bemühen. In den nächsten fünf Jahren gebe es deshalb keinen Anlass, über eine bundesweite Ausdehnung nachzudenken. Budnikowsky ist derzeit in und um Hamburg mit rund 160 Filialen vertreten.

Auch der Unternehmensgeist früherer Schlecker-Verkäuferinnen bringt neue Läden hervor. Nachdem sich in Baden-Württemberg mehrere Dorfläden entstanden sind, eröffnet heute in Eisenberg bei Leipzig eine frühere Mitarbeiterin einen Drogerieladen in Eigenregie. (rtr/dpa/dapd/jam)