Parallel-Importe: Türkei blockiert Transit von Sanktionswaren nach Russland
Mit sogenannten Parallel-Importen konnte Russland bislang teils erfolgreich die Sanktionen umgehen. Doch jetzt stoppt die Türkei offenbar den Transit: Warum?

Ob Elektronik, Haushaltsgeräte oder selbst Autos: Trotz westlicher Sanktionen haben russische Importeure es bisher noch mehr oder weniger geschafft, die heiß begehrten Waren nach Russland über andere Staaten einzuführen.
Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) hat dies endgültig erkannt, als die neue Statistik da war. Demnach sind westliche Exporte nach Russland 2022 deutlich gesunken, in russische Nachbarländer dagegen stark gestiegen, vor allem nach Armenien und Kirgistan. Einen ähnlichen Trend konnte man nach EBWE-Angaben auch bei den europäischen, britischen und amerikanischen Handelsströmen in die Türkei beobachten.
Russland: Importe von sanktionierten Waren über die Türkei bleiben hängen
Doch ab sofort blockieren die türkischen Zollbeamten offenbar den Transit sanktionierter Waren nach Russland. Darüber berichtet die russische Zeitung Kommersant am Donnerstag unter Berufung auf die betroffenen Importeure. Ein solcher Schritt der türkischen Behörden sei eine Überraschung für den russischen Markt geworden, werden die russischen Marktteilnehmer zitiert. Dem Bericht zufolge sind gerade die sanktionierten Waren, die durch Parallel-Importe nach Russland gelangen, hängen geblieben. Die Importeure müssten jetzt dringend nach alternativen Routen suchen, heißt es.
Die betroffenen Importeure erwarten keine offiziellen Erklärungen der türkischen Behörden dazu. „In diesem Fall würde die Türkei sich dazu bekennen müssen, dass sie im vergangenen Jahr an der Lieferung sanktionierter Produkte nach Russland beteiligt war“, wird eine Kommerzdirektorin einer russischen Logistik-Firma zitiert. Die Parallel-Importe hätten früher über inoffizielle Kanäle stattfinden können.
Einige Unternehmen verbinden die Blockade des Transits mit dem jüngsten Besuch von US-Außenminister Antony Blinken in der Türkei. Doch auch die EU-Kommission hat mit dem zehnten Sanktionspaket gegen Russland versprochen, „den Druck auf jene, die die Sanktionen umgehen“, zu erhöhen. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate stehen unter Druck des Westens, schrieb die US-Zeitung Financial Times dazu. Das Land wurde im letzten Jahr zum Zentrum für die Parallel-Importe von Elektronik nach Russland.
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