Kartendienst Maps: Apple hat ein geheimes Labor in Berlin
Es zeigt, wie wichtig Berlin für die Technologie-Branche inzwischen ist: Nach Informationen der Berliner Zeitung hat der US-Computerkonzern Apple ein geheimes Entwicklungsbüro mitten in Berlin aufgebaut.
Derzeit arbeiten dort mehr als ein Dutzend erfahrene Programmierer, Karten-Spezialisten und Produkt-Manager vor allem an Apples Kartendienst Maps und damit verbundenen ortsbezogenen Diensten.
Die Apple-Mitarbeiter sind unter anderem damit beschäftigt, die Navigation mit U-Bahnen, Bussen und Straßenbahnen in Apple Maps zu integrieren.
Das Entwicklungsbüro in Berlin ist Folge einer neuen Strategie von Apple, massiv Ressourcen in die Produktion von eigenem Kartenmaterial zu stecken. Apple sieht die volle Verfügungsgewalt über digitales Kartenmaterial als essenziell dafür an, unabhängig von anderen Unternehmen ortsbezogene Dienste anzubieten.
Apple hat erst in den vergangenen Jahren angefangen, die eigene Karten-Produktion aufzustocken. Kürzlich hat Apple angekündigt, im indischen Hyderabad bis zu 4000 Mitarbeiter für die Entwicklung von Karten einzustellen. Bei Konkurrenten wie Google oder auch dem Kartendienst Here aus Berlin sind bereits seit längerem tausende Mitarbeiter damit beschäftigt, akkurate digitale Karten und ortsbezogene Dienste zu produzieren.
Apple hatte zunächst den Aufwand unterschätzt, den es bedeutet, aus verschiedensten Datenquellen hochqualitative Karten zu produzieren.
Die Folge: Apples Kartenprodukt Maps wies bei der Einführung im September 2012 so viele Fehler auf, dass sich Firmenchef Tim Cook sogar für das Produkt entschuldigen musste.
Digitale Kartentechnologie ist nicht nur essenziell für viele Smartphone-Anwendungen: Sie gilt auch als Kernprodukt für selbstfahrende Autos und fortgeschrittene Autopiloten-Systeme. Aus diesem Grund übernahmen Mercedes, BMW und Audi zusammen im vergangenen Jahr für 2,8 Milliarden Euro das Unternehmen Here aus Berlin. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Apple unter dem Codenamen „Project Titan“ an einem eigenen Auto arbeitet, für das zentimetergenaue digitale Karten benötigt werden.
Auf Anfrage äußerte sich Apple nicht zu dem Entwicklerbüro in Berlin. Über Apples Aktivitäten in Berlin wird seit längerem spekuliert. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte geschrieben, Apple würde in Berlin ein eigenes Auto entwickeln. Über die Entwicklung von Apple-Karten in Berlin hatte zuvor das Manager Magazin berichtet.
Dass Apple sich ausgerechnet für Berlin als Standort entschieden hat, liegt nach Informationen der Berliner Zeitung an dem Kartendienstspezialisten Here: Apple hat äußerst aggressiv Entwickler und Manager von dem Berliner Unternehmen abgeworben, unter anderem Programmierer, die dort an Routing-Algorithmen und Echtzeit-Karten gearbeitet haben. Bei Here gibt man sich hinsichtlich der Abwerbungen gelassen. Here-Manager Christof Hellmis sagte der Berliner Zeitung: „Die Entwicklung von Kartentechnologie ist nichts, was Sie über Nacht lernen, selbst mit sehr guten Entwicklern. Letztlich spricht es für den Standort Berlin, wenn Apple aus dem Silicon Valley hier herkommt.“