Kaufprämien für E-Autos wirken, aber langsam
Neben den staatlichen Prämien locken die Händler auch mit kräftigen Rabatten.

Nach der Erhöhung der Kaufprämie für Autos mit Elektroantrieb ist die Zahl der Förderanträge auf ein Rekordhoch geklettert. Wie das Bundeswirtschaftsministerium am Montag mitteilte, wurde im Juli 19 993 mal die sogenannte Innovationsprämie für ein E-Auto oder einen Plugin-Hybrid beantragt. Das war der höchste Stand seit Einführung der Kaufprämie im Jahr 2016. Seit Jahresbeginn seien 69 606 Anträge gestellt worden, 78,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Die bestehende Kaufprämie für Autos, die elektrisch fahren können, hatte die Bundesregierung als Teil ihres Pakets gegen die Corona-Wirtschaftskrise erhöht. Bisher hatten Staat und Autobauer sich die Prämie geteilt, nun hat der Staat seinen Anteil verdoppelt. Die erhöhte Prämie gilt bis Ende 2021. Reine E-Autos werden mit bis zu 9000 Euro gefördert. Umweltschützer kritisieren, dass auch Plugin-Hybride mit bis zu 6750 Euro gefördert werden, da bei diesen der Elektroantrieb nicht genutzt werden muss. Wie das Wirtschaftsministerium auf Nachfrage mitteilte, wurden von Januar bis Juli 30.479 Kaufprämien-Anträge für Plugin-Hybride gestellt, damit hatten sie einen Anteil von rund 44 Prozent. 25 Anträge (0,04 Prozent) wurden für Brennstoffzellen-Autos gestellt.
Im Vorjahreszeitraum hatte der Plugin-Hybrid-Anteil nur bei rund 27 Prozent gelegen, der von Brennstoffzellen-Autos bei 0,1 Prozent. Ein weiterer Grund für das erhöhte Interesse dürfte auch darin liegen, dass die Hersteller erhebliche Rabatte für alle Fahrzeuge gewähren, um den Markt nach dem Corona-Lockdown wieder anzukurbeln. Laut der regelmäßigen Rabattstudie des Duisburger CAR-Instituts haben Händler und Hersteller im Juli an allen verfügbaren Schrauben für Preisnachlässe gedreht. Dabei wirkte die gesenkte Mehrwertsteuer vor allem auf die Internet-Angebotspreise 30 beliebter Modelle, die im Durchschnitt 22,5 Prozent unter dem Listenpreis angeboten wurden.
Auch ließen Handel und Autobauer mehr Autos auf eigene Rechnung zu, um sie danach umgehend zu niedrigeren Preisen zu vermarkten. Die verbreiteten Angebote einer „geschenkten“ Mehrwertsteuer seien häufig mit bereits bestehenden Preisnachlässen verrechnet worden, schildert Studienleiter Ferdinand Dudenhöffer ein typisches Vorgehen der Marketing-Abteilungen. Das „Geschenk“ falle daher bei Wagen wie dem Opel Astra (plus 2,2 Punkte) oder Renault Captur (plus 2 Punkte) bescheiden aus. Eine Ausnahme bilde VW mit zusätzlichen Preisnachlässen oberhalb von 5 Prozentpunkten für drei gängige Modelle. Die höchsten Rabatte bis etwa zur Hälfte des Listenpreises (Skoda Citigo E/Smart EQ Fortwo) sind momentan aber bei Elektroautos zu bekommen, weil der staatliche Zuschuss auf 6000 Euro pro Auto gestiegen ist. Dazu kommen 3000 Euro Herstellerzuschuss und weitere Preisvorteile.
Das habe besonders bei sehr kleinen Elektroautos zu einer so hohen Nachfrage geführt, dass es Lieferengpässe und Lieferstopps gebe, heißt es in der Studie. Am Marktanteil der E-Autos änderten die hohen Subventionen aber wenig, stellte Dudenhöffer fest. Die deutlich gestiegene Eigenzulassungsquote von fast 27 Prozent deute auf nicht ausgelastete Produktionskapazitäten, folgerte die Studie. Mit einer Besserung sei in den kommenden Monaten kaum zu rechnen, weil mit der Corona-Krise den europäischen Konsumenten Kaufkraft entzogen werde, erklärte Dudenhöffer. Er rechne daher auch für die kommenden Monate mit weiter steigenden Rabatten für Neuwagen. (BLZ mit dpa)