Kommentar: Konzerne schwimmen im Geld und kaufen Aktien zurück
Berlin - Die großen deutschen Aktiengesellschaften schwimmen in Geld. Dieses Jahr werden sie voraussichtlich für mehr als zehn Milliarden Euro eigene Aktien zurückkaufen. Das entspricht einem Zehn-Jahres-Hoch. In den USA ist man schon weiter, dort werden die Firmen dieses Jahr wohl satte 800 Milliarden Dollar für Aktienrückkäufe ausgeben, so viel wie noch nie.
Damit handeln die Unternehmen im Interesse ihrer Eigentümer: Aktienrückkäufe führen zu höherer Nachfrage nach den betreffenden Aktien, zudem nimmt die Zahl der am Markt handelbaren Aktien ab, wodurch der Unternehmensgewinn pro Aktie steigt. All dies führt zu einem steigenden Aktienkurs, macht die Anteilseigner also reicher.
Aktienrückkäufe schützen das Management
Rückkäufe können auch im Sinne des Unternehmens sein. Denn die Aktienkurssteigerungen erhöhen seinen Börsenwert, machen es dadurch teurer. Das schreckt unbequeme Investoren ab ebenso wie übernahmewillige Konkurrenten. Mit Aktienrückkäufen schützt sich das Management also vor ungewolltem Einfluss von außen und macht seine Anteilseigner glücklich.
Gesamtwirtschaftlich fällt die Bilanz jedoch weniger positiv aus. Dass Konzerne Milliarden ausgeben, um eigene Anteile zu erwerben, deutet erstens darauf hin, dass diese Konzerne offensichtlich über sehr viel Geld verfügen, das sie weder mit dem Staat noch mit ihren Arbeitnehmern teilen. Das sollte man sich merken, wenn die Wirtschaft das nächste Mal über zu hohe Steuern oder zu hohe Lohnkosten klagt.
Konzerne haben mehr Geld eingenommen, als sie benötigen
Zweitens haben die Konzerne offensichtlich mehr Geld eingenommen, als sie für den Unternehmenszweck, nämlich noch mehr Geld einzunehmen, benötigen. Statt die Milliarden in neue Anlagen, Maschinen, Personal zu investieren, tragen sie es an die Börse, wodurch die Überschüsse nicht zu Realkapital werden, sondern zu Finanzkapital. Statt Wirtschaftswachstum gibt es Börsenwachstum.
Drittens schließlich deuten die hohen Aktienrückkäufe auf eine bedenkliche Entwicklung hin. Grund für den Anstieg der Rückkäufe, so heißt es, sei die gute Konjunktur, welche die Barmittel der Unternehmen wachsen lässt. Das ist aber nur die eine Seite. Die andere Seite ist: Offensichtlich wissen die Firmen mit den Milliarden nichts Besseres anzufangen. Auf Gewinne in der Zukunft wollen sie nicht setzen, weswegen sie das Geld nicht investieren. So rosig beurteilen die Profis des Geschäfts die Aussichten also wohl nicht. Der Rekord bei Aktienrückkäufen stammt übrigens aus dem Boomjahr 2008. Ihm folgten die globale Finanzkrise und die große Rezession.