Ostdeutschland ist „günstig aus der Krise herausgekommen“ – außer eine Branche
Viele Unternehmen aus Ostdeutschland verzeichnen ein positives Geschäftsklima in den kommenden Monaten. Nur eine Branche schaut skeptisch in die Zukunft.

Ostdeutsche Unternehmen verzeichnen für den vergangenen Februar ein deutliches Konjunkturwachstum. Der Geschäftsklimaindex für regionale Wirtschaft ist im Vergleich zum Januar um über zwei Punkte auf 94,7 Punkte gestiegen. Das berichtet das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, das mehr als 1700 ostdeutsche Unternehmen befragt hat.
Nicht nur die derzeitige Lage, sondern auch die Aussichten für den anstehenden Frühling und Sommer werden positiver bewertet. „Einen Gasmangel wird es aller Voraussicht nach nicht geben“, sagte Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter der Ifo-Niederlassung in Dresden, der Berliner Zeitung. Demnach sollten ostdeutsche Unternehmen „halbwegs günstig aus der Krisensituation herausgekommen“.
Besonders viele ostdeutsche Unternehmen waren im Zuge des Krieges gegen die Ukraine und der Sanktionen gegen Russland verunsichert. „Die starke Verunsicherung vom letzten Jahr baut sich wieder ab“, sagt Ragnitz und schlussfolgert eine „Normalisierung“ der Erwartungen für 2023.
Sowohl in der Industrie als auch im Dienstleistungssektor bewerten Unternehmen die Geschäftslage besser als noch im Januar. Auch die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate nehmen in beiden Branchen zu. Ähnlich verhält es sich mit dem Handelssektor.
Baubranche ist zurückhaltend
Lediglich die Baubranche verzeichnet ambivalente Zahlen. Die Geschäftserwartungen sinken laut der Konjunkturumfrage. Demnach habe das Baugewerbe bisher dank der niedrigen Zinsen und einer hohen Baunachfrage profitieren können. Doch das hat sich nun verändert. „Zurzeit steigen die Zinsen und werden vermutlich noch weiter steigen“, so Ragnitz. Gleichzeitig hätten die Baupreise dermaßen stark angezogen, dass Neubauwohnungen für die großen Wohnungsgesellschaften wirtschaftlich nicht mehr rentabel seien. „All die Rahmenbedingungen führen dazu, dass das Baugewerbe deutlich pessimistischer auf die Zukunft schaut“, so der Wirtschaftswissenschaftler.
Aber in welchen ostdeutschen Städten nimmt die Konjunktur Fahrt auf? Etwa in Rostock an der Ostseeküste, im brandenburgischen Potsdam oder in den sächsischen Metropolen Dresden und Leipzig? Das bleibt laut des Ifo-Instituts unklar. Lediglich für den Freistaat Sachsen werden die Wirtschaftsforscher in den kommenden Tagen eine genauere Aufschlüsselung veröffentlichen.