Konkurrenz aus den USA: Googles Drohnen-Pläne bedrohen DHL

Berlin - Die Programme für Paket-Drohnen von Google und Amazon bedrohen Experten zufolge etablierte Logistikkonzerne wie DHL. „Die Logistikbranche sollte die Programme zur Paketzustellung per Drohne von Google und Amazon sehr ernst nehmen,“ sagte Professor Peter Russo, Leiter des Instituts für Transformationen in Wirtschaft und Gesellschaft an der European Business School im Gespräch mit dieser  Zeitung. „Im Logistikbereich sind die etablierten Unternehmen zu sehr auf die Optimierung ihre bisherigen Geschäftsmodelle fixiert, anstatt darüber nachzudenken, wie der Bereich unter der Nutzung neuer Technologien grundsätzlich deutlich effizienter organisiert werden könnte.“ Deutsche Firmen drohten Amazon und Google das Feld zu überlassen. „Wenn die deutschen Zusteller nicht selbst echte Innovationen vorantreiben droht ihnen der Verlust ihrer Märkte.“

Kein Konkurrenz-Programm zu US-Konzernen

Die US-amerikanischen Technologiekonzerne suchten sich gezielt Industrien, in denen Transformationen abzusehen sind, sagte Russo. „Die Strategie von Google ist, solche Themen sehr langfristig anzugehen. Deutsche Unternehmen denken oft sehr viel kurzfristiger und beschäftigen sich schnell mit unmittelbaren Problemen der technischen Machbarkeit. Dies ist eine Gefahr, da es leicht dazu führt, Potenziale von Technologiesprüngen für Geschäftsmodelle zu unterschätzen.“ Der Chef des Forschungslabors Google X, Astro Teller, hatte zuvor im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt, dass Google plane, Pakete per Drohne innerhalb von wenigen Minuten auszuliefern. Damit folgt Google Amazon. Der US-Konzern treibt ebenfalls gezielt die Entwicklung eines Drohnen-Paketdienstes voran. Zwar hatte auch die Deutsche Post im letzten Jahr einen „Paketcopter“ präsentiert. Sie betreibt aber kein vergleichbares Drohnen-Programm. Anders als die Google-Drohnen, die selbstständig fliegen, wurden das Fluggerät der Deutschen Post in Bonn von zwei Piloten bei der Fahrt über den Rhein per Hand gesteuert.

Nicht nur im Zustelldienst zukunftsträchtig

Experte Russo geht davon aus, dass sich einen Drohnen-basiertes Zustellsystem schrittweise entwickeln werde. „Anzunehmen ist, dass es zunächst in ländlichen Gebieten auf den Markt gebracht wird, wo die konventionellen Arten der Zulieferung höchst ineffektiv sind.“ Es sei zu erwarten, dass es dabei zunächst um Anwendungsszenarien gehen werde, bei denen Geschwindigkeit eine enorme Bedeutung zukomme– etwa bei medizinischer Versorgung. Experimentiert wird etwa damit, auf Golfplätzen und anderen weitläufigen Geländen per Drohne im Notfall Defibrillatoren abzusetzen, um Menschen zu retten, die einen Herzinfarkt erleiden. Auch Google prüft solche Einsatzszenarien im Bereich Notfallversorgung. Diese könnten zunächst die Akzeptanz in der Gesellschaft für Drohnen erhöhen, bevor es zu breiteren Anwendungsszenarien kommt, sagt Russo. „Die Erfahrung zeigt, dass mit zunehmender gesellschaftlicher Akzeptanz die Regulierung solchen Technologien folgt.“

Anders als in Australien, wo Google Lieferdrohnen testete, hat in den USA hat die Flugaufsichtsbehörde den zivilen Drohnenverkehr bis zur Ausarbeitung eines Regelwerks komplett verboten. Amazon bemüht sich derzeit um eine Ausnahmegenehmigung, um sein Drohnenprogramm voranzutreiben. Die US-Technologiekonzerne setzen sich dabei dafür ein, dass die Zahl der Betreiber von Drohnen eng begrenzt wird.