Kryptowährung: Warum Bitcoin echtes Geld nicht ersetzen kann
Die Welt der Finanzspekulation hat derzeit ein Lieblingskind: Bitcoin. 1000 Prozent Gewinn in nur einem Jahr verbucht das digitale Zahlungsmittel. Ende November 2016 kostete ein Bitcoin noch 740 Dollar, im März wurde die 1000-Dollar-Marke geknackt, im Mai die 2000-Dollar-Marke und seitdem geht es rasend schnell. Rund 8300 Dollar sind es mittlerweile, und viele Fans der Kryptowährung sehen sich bestätigt. Dabei geschieht derzeit das Gegenteil dessen, was viele von ihnen sich erhofft haben dürften. Denn je höher der Bitcoin steigt, umso weniger kann er die Funktion erfüllen, für die er ursprünglich erfunden wurde: Geld zu sein.
Auf die Welt gebracht wurden Bitcoins als Alternative zu Dollar, Euro und Yen. In den Hochzeiten der vergangenen Finanzkrise häuften Staaten Schulden an, pumpten Zentralbanken Milliarden ins System, man fürchtete eine Hyperinflation. Das Misstrauen in die gängigen Papierwährungen lenkte den Blick auf das digitale Geld, das durch ausgefeilte Technik für geschäftliche Transaktionen genutzt werden kann – ein Zahlungssystem ohne spekulierende Banken und kontrollierende Staaten. Bitcoin versprach Stabilität und Anonymität.
Vor 15 Jahren musste man für einen Bitcoin etwa fünf Dollar bezahlen. Bis Ende 2013 stieg er bis knapp 200 Dollar, schoss dann über 1000 Dollar in die Höhe, um in den Folgejahren wieder auf 200 Dollar zurückzufallen. Dann ging es wieder aufwärts, und spätestens seit diesem Jahr sind alle Dämme gebrochen – trotz aller Skandale und Sicherheitsrisiken, die den Bitcoin-Kurs allein im November kurzzeitig um 30 Prozent einbrechen ließen.
Bald kann auf Bitcoin-Wertentwicklung gewettet werden
Wichtiger Motor des aktuellen Bitcoin-Booms ist die Ankündigung der US-Terminbörse CME Group, im nächsten Monat den Future-Handel mit der digitalen Währung zuzulassen. Dann kann auch auf seine künftige Wertentwicklung gewettet werden, was Anlegern die Möglichkeit eröffnet, den Wert ihres Bitcoin-Portfolios per Termingeschäft abzusichern. Das dürfte die Spekulation anheizen.
Das Problem des Bitcoin ist nun, dass seine Funktion als Spekulationsvehikel seiner Eignung als Zahlungsmittel zuwiderläuft. Wollte Bitcoin tatsächlich als Geld dienen, müsste es stabil sein. Seine Aufwertung hat zwar einige Menschen sehr reich gemacht, ruiniert jedoch die Geldeigenschaft des Bitcoin. Wer würde heute eine Tasse Kaffee in Bitcoin bezahlen, wenn die Aufwertung dazu führt, dass man morgen fürs gleiche Geld zwei Tassen bekommt und in einem Jahr zehn Tassen? Wer Bitcoin zum Bezahlen verwendet, wirft Reichtum aus dem Fenster.
Andere Digitalgelder versuchen, das Schicksal des Bitcoin als Spekulationsobjekt zu vermeiden. Tether etwa ist an den Dollar gekoppelt. Basecoin will seine Stabilität dadurch sichern, dass im Falle von Aufwertungen stets neue Basecoins ausgegeben werden, im Abwärtstrend werden sie verknappt. Derartige Konzepte machen deutlich: Stabilität gewinnen die Kryptogelder nur, indem sie sich an echtes Geld anlehnen.